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Aus: Ausgabe vom 25.11.2015, Seite 11 / Feuilleton

Treue und Monogamie

Von Dusan Deak

Viele Menschen verwechseln Treue und Monogamie. In Wirklichkeit haben die beiden Zustände kaum was miteinander zu tun. Während Treue etwas mit Loyalität zu tun hat und mit einer langfristigen Entscheidung für einen Menschen, ist Monogamie kein realer Zustand, sondern eher im Bereich der Märchen und Fantasyliteratur beheimatet. Ich kann es selbst bezeugen.

In Zeiten meiner wenigen längerfristigen Beziehungen war ich ausgesprochen treu. Nicht nur meinen damaligen Freundinnen, sondern auch den Frauen in den anderen vier bis fünf Verhältnissen, sozusagen im Nebenberuf. Monogam lebte ich dagegen (wenn es hoch kommt) nur mit zwei, drei anderen Bekannten, von denen meine Partnerin nichts wusste. Treue fängt bei den meisten Paaren mit gemeinsamem Frühstück an, setzt sich fort mit gemeinsamem Duschen und gipfelt oft in der scheinbar harmlosen Feststellung: »Schatz, ich würde dich gerne meinen Eltern vorstellen.«

Danach beginnt die Phase der titanisch-spirituellen Nibelungentreue, in der die Partner die Toilettentüren aufreißen, damit der oder die andere sehen kann, wie man gerade einen Margot-Käßmann-Pullover strickt. Zugegeben, ich kenne diese Phase nur vom Hörensagen.