Boulez gestorben
Einer der wichtigsten Vertreter der musikalischen Avantgarde ist tot: Pierre Boulez starb im Alter von 90 Jahren in Baden-Baden. Der französische Komponist und Dirigent »fühlte mit seinem Kopf und dachte mit seinem Herzen«, wie es der Dirigent Daniel Barenboim, Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper, ausdrückte. Boulez verstand sich in erster Linie als Komponist, wurde aber auch für seine Interpretationen und präzisen Orchestrierungen gerühmt. Zudem war er als Kulturmanager, Musikphilosoph, international gefragter Lehrer und Gründer des Pariser Forschungsinstituts für Akustik/Musik IRCAM ein guter Geschäftsmann. Auch deshalb reichte sein Repertoire von klassischer über mikrotonale Musik mit Computer bis hin zu Konzerten mit Bruce Springsteen oder Frank Zappa. Der Sohn eines Stahlfabrikanten aus Montbrison entwickelte die Zwölftontechnik von Arnold Schönberg in den 50er Jahren zur sogenannten seriellen Musik weiter. Diese Strömung der Neuen Musik baut auf Zahlen- oder Proportionsreihen auf und ist sehr rigide konzipiert. Als er von 1971 bis 1975 Chef der New Yorker Philharmoniker war, kündigten 3.500 Menschen ihre Abos. Doch seine Interpretation von Richard Wagners »Ring des Nibelungen« 1976 in Bayreuth – der sogenannte Jahrhundert-Ring 100 Jahre nach den ersten Festspielen – galt als legendäre Tat. Aus Sicht von Frankreichs Präsident François Hollande ließ Boulez »die französische Musik weltweit glänzen«. (dpa/jW)
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