Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Dein roter Faden in wirren Zeiten
Aus: Ausgabe vom 15.02.2016, Seite 10 / Feuilleton

Frauensauna (2)

Von Wiglaf Droste

Während ich meinen Espresso trank und ein Fruchttörtchen vertilgte, warf die Frau am Nebentisch den Kopf zurück, ihre blauen Augen funkelten und blitzten, ihr kurzes blondes Haar schien sich regelrecht zu sträuben, und sie tat ihren Unmut kund.

»Diese Weiber sind die Pest! Wenn kein Mann in der Nähe ist, lassen die sich so was von gehen, man glaubt es nicht! Die zeigen dir alles, was du nicht sehen willst – von Tattoos über Intimpiercings bis zu hängenden Bauchfettschürzen kriegst du alles geboten, völlig ungeniert, ohne jedes Schamgefühl! Man möchte im Boden versinken! Die gehen doch nur in die Frauensauna, weil sich kein Mann, der etwas taugt, dieses Elend ankucken will!«

Sie schnob ziemlich verächtlich und beendete, etwas entdampfter nun, ihre Suada. »Klar gibt es auch mal blöde Kerle in der gemischten Sauna, aber mit denen werde ich zehnmal so leicht fertig wie mit diesen fiesen Tanten!« Sprach’s, verdrückte den Rest ihrer Tarte, trank ihren Café Crème aus und schwang ihren angenehm weiblich und rund gebauten, stilvoll gekleideten Körper hinaus in die Welt.

Chapéau! dachte ich; als Hutträger darf ich das.

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