Shades of Aua-Aua
Von Wiglaf DrostePorto. Dass im Fußball sogenannte Sekundärtugenden gepflegt werden, ist nicht neu; Fußballkommentatoren aber gehen zivilisationsgeschichtlich gern noch etwas weiter zurück und siedeln sich selbst rhetorisch im Tertiär an, dem Weltwerdungszeitraum, der vor etwa 65 Millionen Jahren begann und vor gut 2,5 Millionen Jahren endete. In der Halbzeitpause der Europa-League-Partie FC Porto gegen Borussia Dortmund kommentierte die Moderatorin des TV-Senders Sport 1, der das Spiel am 25. Februar 2016 live übertrug, die Eins-zu-null-Führung der Dortmunder mit den Worten, diese seien »dominant, autoritär und torgeil«.
Manche Karriere bedarf entsprechender Voraussetzungen; es könnte beispielsweise offenbar nicht schaden, wenn man gestern noch mit Ledermaske und Peitsche im »Studio« genannten Dominakeller tätig gewesen wäre, um heute beim Privatfernsehn autoritäre und geile Dominanz zu halluzinieren. Fußball hat ja irgendwie auch mit Leder und Tätlichkeiten zu tun; die 50 Shades of kick and beat nahmen in der Sport 1-Lady professionell Wort und Gestalt an. Da stöhnt der Fetischist auf vor Wonne: Fußball kucken, Premiumbrühe schlotzen und sich von Mutti zumindest verbal so richtig durchwämmsen lassen. Was will man mehr, wenn man mehr nicht braucht?
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