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Aus: Ausgabe vom 08.03.2016, Seite 11 / Feuilleton

Frauentag

Von Wiglaf Droste

Es ist auf den Tag genau 28 Jahre her, dass ich, 26 Jahre alt, in der taz, deren mit großem Abstand jüngster Redakteur ich war, ein fünftägiges, »Zwangsurlaub« genanntes, Freiheitsgeschenk bekam. Gemeinsam mit den Redakteurinnen Sabine Vogel, Gabriele Riedle und dem Hilfsredakteur Helmut Höge hatte ich eine Seite zum Frauentag produziert beziehungsweise »gebaut«, die sich gegen jedweden Kitsch und für die Freiheit des Lachens über sich selbst aussprach.

Das kam bei des Lachens – es sei denn billig über andere – unfähigen taz-Darrmen nicht gut an, und als ich – alter Klassenkämpfer, und das von ganzem Herzen – freundlich fragte, ob der »Zwangsurlaub« – den sie tatsächlich wider jedes Recht und Gesetz genau so nannten – denn auch bezahlt sei, wurde mir unter Androhung der Gefahr für Leib und Leben der Weg zur Tür gewiesen – auf dem mich erfreulich viel Frauen begleiteten, die den »Schauprozess«, wie sie das Schmierenstückchen etwas übertrieben nannten, unübertrieben als so widerwärtig empfanden, wie die Angelegenheit ja auch war.

Durch meine Omma hatte ich gelernt, dass Intelligenz nur dann etwas zählt, wenn sie sich mit Güte zu paaren versteht; am 8. März 1988 vernahm ich die sehr langweilig aufgewärmte Mikrowellenkunde, dass auch FrauInnen innen scheiße sein können, wie jeder andere sogenannte Mensch auch. Schade, aber so ist das. Blumen für alle gibt es am 8. März trotzdem; ich habe meine guten Gründe.

Frauentag LIVE: heute tragen Wiglaf Droste und Ralph Schüller Liebesgedichte, -geschichten und -lieder vor, um 20 Uhr in Weimar, im Mona Ami

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