Polizei: Wir waren ganz lieb
Die Berliner Polizei hat den Vorwurf der Bündnisgrünen zurückgewiesen, deren Landesschatzmeister Werner Hirschmüller sei bei den Auseinandersetzungen am 1. Mai im Bezirk Kreuzberg von Einsatzkräften verprügelt worden. Das Polizeipräsidium erklärte am Sonnabend, Hirschmüller habe sich massiv gegen seine Festnahme zur Wehr gesetzt. Die Bündnisgrünen blieben bei ihrer Version. Der von ihnen gestellte Bezirksbürgermeister von Kreuzberg, Franz Schulz, sprach von einem »unverhältnismäßigen und brutalen Einsatz«. Hirschmüller erstattete wegen des Vorfalls Anzeige und benannte Schulz als Zeugen.
Nach Angaben der Bündnisgrünen sollen mehrere Beamte Hirschmüller zu Boden gestürzt haben, als er sich schützend vor eine Frau stellte. Dann hätten sie ihm mit Gummiknüppeln »erhebliche Verletzungen« an Kopf und Oberkörper zugefügt. Schulz berichtete, Hirschmüller »wurde angegriffen und zusammengeschlagen«.
Die Polizei behauptet, der Grünen-Schatzmeister sei einem mehrmals gegen ihn ausgesprochenen Platzverweis ebensowenig nachgekommen wie der Aufforderung, die Beamten zwecks Personalienfeststellung zu einem Einsatzwagen zu begleiten. Bei seiner Festnahme mittels körperlicher Gewalt - das Präsidium sprach von »Anfassen am Arm« - habe sich der Schatzmeister immer wieder fallen lassen und festgekrallt.
Berlins Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) bewertete den aggressiven Polizeieinsatz gegen die »Revolutionären 1.-Mai- Demonstrationen« derweil als »gelungen«. Es sei richtig gewesen, die Linie der Deeskalation aufzugeben und von Anfang an hart durchzugreifen. Für die Berliner PDS kritisierte die Innenpolitische Sprecherin Marion Seelig »Schönbohms eitles Selbstlob«. Der Ex-General führe die Öffentlichkeit irre, wenn er die diesjährigen Ausschreitungen mit denen des Jahres 1987 vergleiche. »Nimmt man die Ereignisse des letzten Jahres zum Maßstab«, zeige sich, »daß die damalige Deeskalationsstrategie auch vom Standpunkt der Polizei erfolgreicher war«.
jW/AP
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