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Aus: Ausgabe vom 11.05.2016, Seite 10 / Feuilleton

Zeigezehen, Bockermänner

Von Wiglaf Droste

Ich drück’ dir den Daumen«, sagt eine Freundin, während ihr Freund männlich zum Plural greift: »Ich drücke dir die Daumen.« Ostentativ ballt er die Hände und hat die Daumen drauf. Kann man zur Steigerung der Glückswunschintensität auch den oder die Fußdaumen drücken, also die großen Zehen, großen Onkel und Bockermänner? Und wenn es einen Zeigefinger gibt, warum dann nicht auch einen Zeigezeh, mit dem man sehr diskret auf andere zeigen kann?

Was das Hervorholen und Vorzeigen des sogenannten Stinkefingers bedeutet, ist bekannt. Man muss nicht gleich an den gewesenen Fußballspieler und -trainer Steffan Effenberg denken, es gibt auch weniger aufdringliche Botschafter des Vaffanculo: »Ram it, ram it, ram it up your poop chute«, sang Frank Zappa in »Broken Hearts are for Assholes« – ob das auch mit einem Stinkezeh ginge? Köperbeherrschung bis in die Zehenspitzen wäre jedenfalls unbedingt vonnöten.

Zur Heirat Entschlossene könnten sich die Ringe wechselseitig an die Ringzehen stecken, sie kunstvoll, stilecht und formvollendet mit Bockermann und Zeigezeh über den Ringzeh streifen, und dazu Drafi Deutschers »Nimm diesen goldenen Ring von mir, dam dam, dam dam« singen. Das ist allemal besser, als sie sich gleich »an den Hut« zu stecken, »sonstwohin« oder, sehr unangenehm grobianisch, »in den Arsch« und könnte auch insbesondere bei öffentlichen kirchlichen Trauungen als sichtbarer Beweis für die Verfügung über jene artistischen Fähigkeiten gelten, derer es bedarf, um eine glückliche, gedeihliche oder zumindest doch erträgliche Ehe zu führen, sofern mir als nicht verheiratetem Mann und also nur Beobachter diesbezüglich ein Urteil zukommt.

Ein »eingefleischter Junggeselle« bin ich allerdings nicht, »eingefleischt« klingt so nach eingewachsenem Zehnagel, und den möchten wir nicht, dagegen sei der Bockermann gefeit.

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