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Aus: Ausgabe vom 10.02.2017, Seite 10 / Feuilleton
Berlinale

RWF restauriert . »Acht Stunden sind kein Tag« als »Berlinale Special«

Von F.-B. Habel

In den »goldenen« 70ern erschöpfte sich der Unterhaltungsauftrag des BRD-Fernsehens noch nicht in der Bebilderung der Biographien von Tierärzten, Kommissaren, Kleinunternehmern oder Förstern. Es konnten tatsächlich noch Filme über die Arbeiterklasse gedreht werden. Rainer Werner Fassbinder brachte 1972/73 im Auftrag des WDR den Fünfteiler »Acht Stunden sind kein Tag« zur Primetime im Ersten auf die Bildschirme. Im Mittelpunkt standen der Werkzeugmacher Jochen (Gottfried John), seine Kollegen und seine Familie. Es ging zur Sache. Den subtilen Methoden der Ausbeutung wurde der Mut zur Solidarität entgegengestellt. »Wir zeigen, dass es für die Arbeiter die Möglichkeit gibt, sich zu wehren, und dass sie das am besten in der Gruppe tun können«, erläuterte Fassbinder 1973.

Ein Jahr lang hatte der Autorenfilmer in Fabriken recherchiert. Er wollte möglichst viele Aspekte des Arbeitsalltags aufgreifen, hatte Stoff für acht Teile, nur fünf wurden realisiert. Die gute Mischung aus Produktions- und Familienfilm sprach ein breites Publikum an. Ein Coup war die Besetzung eines ungewöhnlichen älteren Paares mit Luise Ullrich und Werner Finck. Seit den 30er Jahren beliebt, sprachen sie auch ein älteres Publikum an. Das gegen TV-Klischees gerichtete Epos verhandelte zudem Fragen der Emanzipation der Frau und zeigte Vorurteile gegen Ausländer auf.

Dass »Acht Stunden sind kein Tag« seit rund 30 Jahren nicht mehr gesendet wurde, lag nicht nur am Inhalt, sondern auch am Zustand des Filmmaterials. Fassbinders frühere Schnittmeisterin Juliane Lorenz, heute Leiterin der RWF-Foundation, hat den Fünfteiler nun in jahrelanger Arbeit restauriert. Verlorengegangene Szenen konnten eingefügt werden, etwa eine, in der sich Luise Ullrich im Fernsehen in einem Ophüls-Film von 1932 wiedersieht.

Am Wochenende wird die restaurierte Fassung in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz gezeigt. Zur illustren Besetzung zählen selbstredend Fassbinders Stammschauspieler Hanna Schygulla, Irm Hermann und Kurt Raab, aber auch Publikumslieblinge von damals wie Walter Sedlmayr, Helga Feddersen oder Klaus Löwitsch.

»Acht Stunden sind kein Tag«, Regie: Rainer Werner Fassbinder, BRD 1972/73, 478 min, 11., 12. u. 16.2.

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