Rudolf Steinhoff 90
Die Briten verhafteten ihn und seine Schwester in Westberlin im März 1946 ohne Angaben von Gründen. Die Sowjets protestierten im Alliierten Kontrollrat. So kamen die Kinder von Carl Steinhoff, der der erste Ministerpräsident der Provinz bzw. des Landes Brandenburg (1945–1949) und erster Innenminister der DDR (1949–1952) war, frei. Als Rudolf Steinhoff im 1951 seine Gisela heiratete, glaubte sein Vater, dass er mit 24 noch zu jung für die Ehe sei, und warf ihn aus der Wohnung. Heiner Rau, damals Chef der Staatlichen Plankommission und Freund der Steinhoffs, gab den beiden Quartier und dann auch die abgelegten Kindersachen für ihre Söhne Jürgen (geboren 1952) und Andreas (1954).
Rudolf Steinhoff studierte Medizin, promovierte, wurde Mitte der 60er Jahre ärztlicher Direktor des VP-Krankenhauses in Berlin, später Chef der Frauenklinik in Berlin-Kaulsdorf. Und die Partei schloss ihn aus, weil er sich – ein starker Charakter wie sein Vater – mit der Obrigkeit angelegt hatte. Dann wollte Steinhoff nach Österreich ausreisen, wo er Verwandte hatte. Man ließ ihn nicht ziehen – bis Österreichs Präsident Rudolf Kirchschläger Erich Honecker beim Staatsbesuch 1980 einen Zettel über den Tisch schob und dieser einen Haken daran machte. Es folgten »frustrierende Berufsjahre bis zur Rente 1990, ohne die erhoffte wissenschaftliche Weiterentwicklung«, bekennt Steinhoff heute, in Hamburg lebend. Immerhin hat ihn die Linkspartei 2009 politisch rehabilitiert. Der jW-Leser und bekennende Ossi Rudolf Steinhoff wird heute 90, seine zu jung geheiratete Frau folgt in vier Wochen. Glückwunsch und Tusch den beiden! (fsch)
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