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Aus: Ausgabe vom 24.09.2002, Seite 13 / Aktion

Bekenntnis eines Papieromanen

Jetzt vernetzen! Heute: junge Welt und Kabarettisten (2)
Von Ulf Annel

Ulf Annel,
Kabarett DIE ARCHE, Erfurt:

Meine Frau hat sich beschwert. In einem von ihr zufällig belauschten Telefonat sagte ich flapsig: Aha, ich soll ein paar Zeilen schreiben, wieso ich die junge Welt liebe. Ich würde die junge Welt wohl lieben, weil sie – also meine Frau »die Alte« sei. Weder sage ich zu meiner Frau Alte, noch liebe ich ein täglich neu bedrucktes Stück Papier. Ich finde nur beides unverzichtbar: Frau und junge Welt. Wenn mein Gehirn mich nicht verläßt – und das tut es bei Zahlen öfter, aber hier bin ich mir sicher – habe ich die junge Welt länger als meine Frau, Höhen und Tiefen inbegriffen. Sollte jemals die Entscheidungsfrage stehen: Das Blatt oder die Frau? – Ich würde mich für die Frau entscheiden. Und mir dann eine junge Welt besorgen. Warum? Ich liebe meine Frau, aber ich bin Papieromane. Unsre täglich junge Welt gib uns heute. Kabarettisten sollten Freund- und Feind-Medien zur Kenntnis nehmen. Und wie gesagt: Die junge Welt liebe ich nicht.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!