Der Pirat ohne Holzbein (8)
Von Wiglaf DrosteFür Guy
Dann kam der Orkan. Die See schien schier zu kochen, das Meer krängte und wühlte, der Regen hämmerte und schickte Peitschenhiebe, und selbst unter Deck, in der Kombüse, gab es nichts als Tohuwabohu. Töpfe und Pfannen mit nur zwei Händen festzuhalten, war nicht möglich, alles flog Guy um die Ohren.
Der Pirat war mit dem Smutje auf die Brücke geeilt, um die Mannschaft und das Schiff zu steuern und retten. Eine Woge warf ihn fast über Bord, aber er stand, pitschnass wie er war, wieder auf.
Guy, mutterseelenallein, floh aus der Kombüse aufs Deck. Er hatte Glück; der Orkan gab nach, und er bekam nur noch ein paar Spritzer Wasser auf das Hemd und ins Gesicht.
Ein Matrose hatte weniger Glück gehabt und war von einer Dreimeterwelle über Bord gespült worden; alle Versuche, ihn zu finden, scheiterten. Der Pirat riss sich die triefende Kleidung vom Leib, machte Guy einen Wink und hastete in seine Kajüte.
»Bring mir einen Topf Brühe, Junge«, sagte er und klang doch etwas angeschlagener, als er sich den Anschein geben wollte. »Stark muss sie sein, und feurig, sonst gibt es hier nur noch Grippe und Skorbut.«
Guy beeilte sich, ordnete den Herd, setzte einen großen Topf auf und kochte die beste Suppe, die er jemals gemacht hatte. Es war seine zweite; die erste war eine Tütensuppe gewesen, und die hatte nicht einmal ihm geschmeckt.
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