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Aus: Ausgabe vom 27.01.2018, Seite 16 / Aktion
Magazin für Gegenkultur

Wundertäter gesucht

Wie Melodie & Rhythmus als Magazin für Gegenkultur doch noch fortgeführt werden könnte
Von Dietmar Koschmieder und Peter Borak
Ein Magazin für Gegenkultur bleibt dringend nötig: Cover der ver
Ein Magazin für Gegenkultur bleibt dringend nötig: Cover der vergangenen drei Ausgaben der M&R

Vor knapp neun Jahren hat der Verlag 8. Mai, in dem auch die junge Welt erscheint, die Musikzeitschrift Melodie & Rhythmus (M&R) übernommen und sie zu einem Produkt linker Gegenkultur entwickelt. Zur Zeit ist am Kiosk das aktuelle Heft für das erste Quartal 2018 zu finden – mit vielen spannenden Beiträgen über die kulturelle, politische und soziale Lage in Afrika. Voraussichtlich wird es das letzte Heft sein, teilten wir zum Jahresanfang mit. Ein Magazin für Gegenkultur bleibe dringend nötig, es bedürfte allerdings eines Wunders, um die Produktion der M&R wieder aufnehmen können. Mit der Weiterentwicklung des Magazins ergäben sich erhöhte Qualitätsanforderungen, die eine deutliche personelle Stärkung der M&R-Redaktion bedingen würden. Gleichzeitig müssten mehr Mittel für eine offensive Bewerbung des Magazins zur Verfügung stehen. Auf sich allein gestellt, wäre der Verlag zu alldem nicht in der Lage – so die bittere Botschaft.

Daran hat sich bis heute nichts geändert. Allerdings waren die Reaktionen auf unsere Einstellungsmitteilung schon sehr beeindruckend. Nur ganz wenige Abonnenten nutzten ihr Sonderkündigungsrecht, die meisten signalisierten: Macht unbedingt weiter! Viele Leser erklärten ihre Bereitschaft, das Überleben der Zeitschrift aktiv zu unterstützen. Am häufigsten stellten sie die Frage: »Welche Bedingungen müssten erfüllt sein, damit die M&R weitermachen kann?«

Was die materiellen Ressourcen betrifft, so lässt sich die Anwort genau errechnen: Zum einen bräuchten wir 1.700 zusätzliche Abonnements. Da ein Normalabo lediglich 26,90 Euro und ein Förderabo 36,90 Euro im Jahr (für vier Ausgaben) kostet, dürfte das durchaus erreichbar sein. Dafür stellen wir sogenannte Perspektivabos zur Verfügung: Mit dem nebenstehenden Coupon können Sie die M&R abonnieren und Abos werben. Das Abonnement tritt nur in Kraft, wenn die Zeitschrift weiter erscheint. Vorher wird nicht kassiert! Zum anderen müsste über Jahresverträge der Anzeigenerlös pro Heft deutlich gesteigert werden. Entsprechende Angebote können jederzeit bei unserer Anzeigenabteilung oder der Geschäftsführung angefragt werden. Die materielle Form der Unterstützung sähe also so aus: Abonnements schalten sowie Einzelpersonen, Verlage, Kulturbetriebe, aber auch Parteien und Gewerkschaften für einen Jahresanzeigenvertrag gewinnen.

Mindestens ebenso wichtig für die Zukunft der M&R ist die Klärung konzeptioneller und personeller Voraussetzungen. Zunächst müssten Verlag, Redaktion und Genossenschaft präzise Modalitäten einer Weiterführung festlegen. Auf dieser Grundlage könnte das zentrale Problem angegangen werden: Bildung einer personell ausreichend großen und gut kompatiblen M&R-Redaktion. Das wiederum macht nur Sinn, wenn dazu Angebote von linken Autoren und Journalisten vorliegen. Hinzu kommt: Ohne praktische Unterstützung durch linke Kulturschaffende aller Genres werden wir unseren Handlungsraum nicht in notwendigem Maß entwickeln können. Nötig wäre also die Bereitschaft von Künstlern aller Sparten, sich in eine Initiative zur Förderung unseres Magazins für Gegenkultur mit konkreten Aktivitäten einzubringen.

Um es klar zu sagen: Es reicht nicht, den einen oder anderen der angesprochenen Punkte umzusetzen. Nur im Konzert aller könnte das Wunder gelingen, die M&R als ein gemeinsames Projekt linker Gegenkultur fortzuführen. Und das grenzt angesichts des gegenwärtigen Zustandes der Linken wahrhaft an Magie. Andererseits böte das Überleben der Melodie & Rhythmus die reale Chance, zur positiven Veränderung dieses Zustandes beizutragen. So ein Wunder braucht viele Täter.

Jetzt die M&R unterstützen: www.melodieundrhythmus.com/perspektivabo

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

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