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Aus: Ausgabe vom 27.02.2018, Seite 11 / Feuilleton

Unterpotsdam

Von Anja Röhl

Im Potsdamer Hans-Otto-Theater läuft »Unterleuten«, die Dramatisierung des Romans von Julie Zeh aus dem Jahr 2016 durch Ute Scharfenberg. Wie im Buch werden zuerst die Protagonisten vorgestellt, deren Wurzeln weit in die Geschichte zurückgehen, in eine Zeit vor Existenz der DDR, in der auf dem Land die Großgrundbesitzer regierten. Der Konflikt spielt aber heute, es ist der zwischen dem Kommunisten Kron und dem ehemaligen LPG-Vorsitzenden Gombrowski, und es geht nach wie vor um einen Klassenwiderspruch. Denn Gombrowski ist selbst ein Großgrundbesitzersohn, der nach 1989 die LPG als GmbH im brandenburgischen Dorf Unterleuten fortführt.

Das, woran das Buch krankt, die sehr typisierte, teilweise fast arrogante Draufsicht auf die Charaktere, ist in der Dramatisierung weniger spürbar. Dass am Ende der wütende Kommunist Kron durch Reichtum bestochen und wundersam gewandelt wird und man ihn in der letzten Szene mit seiner Enkeltochter sieht, für die er wundervolle Aufstiegschancen ausmalt, ist etwas billig. Gombrowski begreift sich als einen Menschen, der sich immer nur aufgeopfert habe. Am Ende spült er sein Leichengift in alle Haushalte. Das ist sehr gewagt, aber so soll es in der Zeitung gestanden haben. Aber auch der Westen bekommt sein Fett weg, ein 68er-Professor wandelt sich vom Aussteiger und Vogelschützer zum Totschläger.

Brecht schrieb über Hans Otto, den die Nazis schon 1933 ermordet hatten: »Ein Mann seltener Art, unkäuflich!« Das Potsdamer Theater versucht weiterhin, dem gerecht zu werden, verständlich und realistisch zu sein und den überaus elitären Hang zum Nichtverständlichen, der heute in den bürgerlichen Theatern Triumphe feiert, nicht mitzumachen.

Nächste Vorstellungen: 3.3., 10.3.

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