Warum eine linke Tageszeitung?
Von Jürgen RothDer Frage, wozu es eine linke Tageszeitung braucht, könnte jene vorausgehen, ob es eigentlich überhaupt Zeitungen geben muß. Einerseits ließe sich als Freund des Menschen fragen, ob sich die real geplagte Welt obendrein noch mit einer »Weltpresse« (Tucholsky) beladen und abplagen muß; andererseits, wem oder welchen Zwecken die Presse, so sie denn sein muß, dienen muß (und zwar nicht trotz ihrer Unabhängigkeit als sog. vierter Gewalt, sondern aus gesellschaftlichen Gründen).
Es stellt sich somit andersherum die paradoxe oder, meinethalben, dialektische und so oder so gewiß heikle Aufgabe, mit Hilfe einer Zeitung das Geschäft zu betreiben, die Gesellschaft zu »entjournalisieren« (Karl Kraus) – ein Geschäft, das mindestens ein mühsames und offenkundig schlechtes (oder wahrscheinlich gar keines) ist und für das die junge Welt in ihren besten Momenten hie und da auch einsteht – durch Analysen oder gepflegten Kulturradau.
Mehr kann man schlechterdings nicht verlangen, sofern man denn von Zeitungen etwas verlangt, wofür sie heute hinlänglich nicht bekannt noch befähigt sind – als Beschönigungsorgane des ökonomischen Terrorismus und der Abgefucktheit des objektiven Geistes.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!