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Aus: Ausgabe vom 20.11.2002, Seite 4 / Aktion

Den Mythen zu Leibe rücken

Jetzt vernetzen! Heute: junge Welt und »Deutscher Herbst« (3)
Von Eberhard Schulz, Rechtsanwalt

Eberhard Schulz,
Rechtsanwalt, Bremen/Berlin:

Wenn hochbezahlte Spezialisten im Gehirn von Ulrike Meinhof nach Ähnlichkeiten mit dem Gehirn eines verurteilen Massenmörders suchen, soll nachgeholt werden, was Polizei, Geheimdienste, politische Justiz und die sogenannte vierte Gewalt in den siebziger Jahren nicht geschafft haben: die Denunzierung des militanten, bewaffneten Widerstandes von Teilen der antiautoritären Studenten- und Jugendbewegung als ordinäre Schwerstkriminelle. So wird zum 25. Jahrestag des Deutschen Herbstes eine eigene Symbolik geschaffen, deren Botschaft lautet: Gewalt gegen die Herrschenden kann nur noch als die Tat von Schwerstkriminellen verstanden werden, die am besten gleich unter das Messer sollen. Hinter diesen Mythen – zumal nach dem 11. September – soll die dringend notwendige Beschäftigung mit den historischen Zusammenhängen verschwinden:

– Widerstand, auch militanter, gegen die kapitalistisch-imperialistische Ausbeuterordnung und insbesondere den Vietnamkrieg war gerechtfertigt;

– der notwendigen Kritik an und Auseinandersetzung mit der kleinbürgerlichen »revolutionären Ungeduld« (W. Harich) und den anarchistischen und idealistischen Transportierungen der Guerillakämpfe des Trikonts auf die Metropolen;

– die konkrete Analyse der »Gewaltspirale«, d.h., die massiven Repressionspakete und der Auf- und Ausbau des Sicherheitsstaates unter dem Deckmantel des »Kampfes gegen den Terrorismus« durch eine ausufernde Staatsschutz-Justiz und sechs bedeutende Gesetzespakete mit mehr als 25 neuen Gesetzesverschärfungen allein in den fünf Jahren von ’74 bis ’79.

Zum Glück sind wir dabei nicht nur auf bürgerliche Medien angewiesen. Mit Hilfe der Tageszeitung junge Welt können solche Mythen zerstört, Hintergründe sowie Bezüge zur Gegenwart aufgezeigt werden. Sorgen wir dafür, daß es dabei bleibt.


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