Unterbelichtetes beleuchten
Von Carsten OndrekaCarsten Ondreka,
langjähriger Mitstreiter in verschiedenen Initiativen zur Freilassung revolutionärer Gefangener:
Ich mag die junge Welt, weil sie größtenteils von einem marxistischen Standpunkt aus über das Tagesgeschehen informiert und so vieles in dieser Zeitung steckt, was in anderen nicht steht. Und da in der Zeitung (auch bewegungsbedingt) nicht mehr viel zu Gefangenenkämpfen steht, muß ich mich auch seltener ärgern. In vielen Berichten der letzten Jahre zum »Deutschen Herbst«, den Gefangenen aus der RAF, aber auch von Gefangenenkämpfen anderer kämpfender Bewegungen steckte mir zuviel linker Moralismus und Distanzierung (siehe die Auseinandersetzung mit Isolationshaft und dem Kampf dagegen). Im Gegensatz zum Eifer bei der Bloßstellung von Lügen über die Substanz der DDR und des MfS blieben die Lügen über den »Deutschen Herbst« und vor allem über die RAF, ihre Theorie und Praxis, oft unterbelichtet. Man wird oft das Gefühl nicht los, daß sich jW vor einer wirklichen Charakterisierung des BRD-Staates drückt. Dieser zeigte in den 70ern, schon vor dem »Deutschen Herbst«, wozu er fähig ist, wenn es um die Bekämpfung radikalen linken Widerstandes geht. Die Initiative bzw. der Appell zur Öffnung aller Akten zu »’77« und dem Tod von Ulrike Meinhof ein Jahr zuvor, haben mehr Aufmerksamkeit verdient. Genauso wie die Situation der noch einsitzenden Gefangenen, an denen weiter ein Exempel statuiert werden soll. Eine Zeitung hat da Möglichkeiten. Und ein letztes: Laßt die Gefangenen, die Angehörigen und all diejenigen, die nicht bereit sind, sich von ihrer Identität und Geschichte zu distanzieren, zu Wort kommen. Stimmen ungebrochener Menschen sind wichtig, gerade in Zeiten wie diesen.
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