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Aus: Ausgabe vom 22.11.2002, Seite 3 / Feuilleton

Ohne Stinkefinger

Was passiert, wenn Berlins Konkursverwalter keine Zeit für ein Interview mit Gafrons Kampfpostille hat
Von balc

Westberlins traditionsreiches Dumpfbackenkampfblatt, die BZ, und ihr Chefbullterrier Georg Gafron sind beleidigt. Und zwar so beleidigt, daß sie am Donnerstag auf der Titelseite sogar auf Michael Jacksons Zombie-Visage verzichtete, sondern den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) schön schwul mit einem roten Damenschuh und einer Flasche Champagner ablichteten. »Wowereit redet nicht mit der BZ«, titelt das Blatt, um in der Unterzeile zu fragen, was man ihm denn getan habe.

Spontan aufkommende Sympathien für Berlins obersten Konkursverwalter erwiesen sich aber als verfrüht. Mitnichten hat Wowereit Gafrons Hetzpostille den verdienten Stinkefinger gezeigt, sondern es kam lediglich ein von der BZ angefragter Interviewtermin innerhalb der nächsten Tage nicht zustande.

In einer Stadt, in der Spitzenpolitiker wie Wowereit normalerweise männchenmachend durch das Foyer des Springerhochhauses an der Kochstraße kriechen, um sich dort kübelweise mit Dreck begießen zu lassen, grenzt solche Unbotmäßigkeit jedoch bereits an einen Staatsstreich. Und so schäumt Gafron, bekennender Freund des CDU-Bankpaten Klaus Landowsky, in seinem Kommentar über Wowereit was von »seines Amtes unwürdig«, da er sich »kritischen Journalisten (...) der in Berlin meistgelesensten Zeitung verweigert«.

Natürlich wird Wowereit bald wieder mit der BZ reden. Und diese wird bleiben wie sie. »Reif, ordinär und spottbillig. Hier werden auch deine dreckigsten Fantasien Wirklichkeit«, heißt es im Anzeigenteil derselben Ausgabe. Ob es sich dabei um eine Eigenanzeige von Gafrons kritischem Journalistenpool handelt, ist allerdings nicht genau festzustellen.

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