Macht und Missbrauch
Wegen Vorwürfen sexueller Übergriffe zieht sich Gustav Kuhn vorerst von der Leitung der Tiroler Festspiele in Erl zurück. Kuhn lasse seine Funktion als künstlerischer Leiter bis zur vollständigen Klärung des Falls mit sofortiger Wirkung ruhen, teilte ein Sprecher am Dienstag mit. Der Schritt sei kein Schuldeingeständnis. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck ermittelt wegen des Verdachts der sexuellen Belästigung. Zuletzt hatten fünf frühere Musikerinnen des Festivals in einem offenen Brief heftige Vorwürfe gegen den 72jährigen Festspielgründer erhoben. Die Frauen schrieben von »anhaltendem Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen«, berichteten von »unerwünschten Küssen«, dem »Griff zwischen die Beine«, »ungehemmter Aggression« sowie »Mobbing, öffentlicher Bloßstellung, Demütigung und Schikane«.
Die Affäre schwelt schon seit Mitte Februar. Der Enthüllungsjournalist und Blogger Markus Wilhelm hatte zunächst anonyme Klagen über angeblich unmenschliche Arbeitsbedingungen bei den Festspielen, »modernes Sklaventum«, Lohndumping, »Probenterror« und sexuelle Übergriffe insbesondere seitens Kuhn veröffentlicht und sukzessive nachgelegt. Dirigent Kuhn sowie Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner bestritten alle Vorwürfe vehement und verklagten Wilhelm, gegen den zeitweise bis zu zwölf Verfahren anhängig waren. Dann platzte der offene Brief in die zu Ende gehende Festspielsaison, in dem die fünf Frauen – drei Sängerinnen und zwei Violinistinnen aus Deutschland, der Schweiz, Weißrussland und Albanien – erstmals mit vollem Namen und Unterschrift ihre Vorwürfe gegen Kuhn untermauerten. (dpa/jW)
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