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Aus: Ausgabe vom 21.12.2002, Seite 16 / Aktion

Eine erfrischende Alternative

Jetzt vernetzen! Heute: junge Welt und Musiker
Von Konstantin Wecker / Christof Meueler

Christof Meueler, Ressortleiter Feuilleton:

Wer an revolutionäre Musik glaubt, ist selbst schuld. Musik schafft keine Praxis, sie kann nur von interessierter Seite benutzt werden: von Jugendkulturen, von Politgruppen und von den Firmen der Unterhaltungsindustrie. Man kann aber beim Hören von avancierter Musik auf die Idee kommen, daß es auch anders geht: in der Musik, zwischen den Menschen, in der Gesellschaft. Das sind magische Momente, die man sich merkt. Das Wissen, daß Alternativen zum Bestehenden möglich sind und waren (Oktoberrevolution, Fußball von Günter Netzer, Bücher von Kathy Acker) macht einen fast schon gut gelaunt.

Weil man Musik einfach lauter drehen kann, ist sie legendäres künstlerisches Ausdrucksmittel. Sonst haut von progressiver Seite ja auch nicht viel rein. Die Hoffnungen, die in Musik gesetzt werden, sind trotzdem reine Spielerei. Bei den jährlichen Kreuzberger Festspielen zum 1. Mai brettert der Lautsprecherwagen so lange Instrumentalmusik, bis ihn die Polizei ausmacht. Anschließend wird dann eine Demo zerschlagen, auf der es keine Parolen und Transparente mehr gibt. Nicht von ungefähr ist »Pop« heute ein Begriff für alles geworden, was man nicht so prägnant ausdrücken möchte. Man kann aber sagen, was man möchte und was nicht.

Deshalb kämpft diese Tageszeitung gegen die Austreibung des Geistes aus der Musikkultur. Musik, die nur Musik sein soll, kann uns gestohlen bleiben. Wir machen dabei keinen Unterschied zwischen Minimal Techno, Liedermachern oder Verdi-Opern. Von Pop und Politik redet höchstens noch die Schröder-Fischer-Regierung, die allen Menschen, die ihr Leben unterträglich finden, den traumlosen Traum des »Es-ist-schon-okay« verordnen möchte. Dazu sagen wir: In dieser Gesellschaft ist nichts »okay«. Wenn die Kreuzberger 1.-Mai-Demo von den Veranstaltern für beendet erklärt wird, rufen die immer zum Schluß: »Paßt auf euch auf!« Das gilt auch sonst.


Konstantin Wecker, Liedermacher, demnächst unter www.wecker.de »Hinter den Schlagzeilen«:

»Abweichende Meinungen werden immer dann unterdrückt, wenn sie besonders wichtig sind.« Dieser Satz von Roger Willemsen hat mich nicht mehr losgelassen. Und so habe ich mich auf die Suche nach diesen abweichenden Meinungen gemacht. Ich muß zugeben, daß mir erst nach dem 11. 9. wieder so richtig aufgefallen ist, wie erschreckend wir gleichgeschaltet werden. System- und kapitalismuskritische Meinungen sind nur noch in einigen wenigen unabhängigen Zeitungen wie der jungen Welt und im Internet zu finden. Und natürlich in Büchern. Das heißt nicht, daß dort alles richtiger und wahrhaftiger wäre, aber es ist wenigstens ein Ansatzpunkt gegeben, sein Hirn etwas anzustrengen und die tägliche Berieselung in Frage zu stellen. Es ist nun mal eine Illusion zu glauben, man könne sich ohne Anstrengung informieren. In diesem Sinne ist die junge Welt eine erfrischende und wichtige Alternative zur Tagespresse, eine Zeitung, die sich den Kriegstreibern konsequent entgegenstellt. Ich unterstütze die Aufklärungsarbeit der jW sowohl durch ein Print- als auch durch ein Internetabo, indem ich die Zeitung auf meiner Homepage verlinke und jW-Artikel an Freunde und Bekannte versende.




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an das junge Welt-Aktionsbüro
Stichwort: »vernetzen«

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Weitere Infos und bisherige Veröffentlichungen:

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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!