Hintergrund: Berufsverbot für Banker
Die britische Finanzaufsicht FCA hat einem früheren Starhändler der Deutschen Bank wegen Zinsmanipulationen ein Berufsverbot erteilt, berichtete Reuters am Freitag. Christian Bittar dürfe keine regulierte Tätigkeit in der Finanzbranche mehr ausüben. Bittar war im März von einem Londoner Gericht zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und vier Monaten verurteilt worden. Zudem muss er 2,5 Millionen Pfund als Vermögensabschöpfung und 800.000 Pfund an Gerichtskosten zahlen. Der Franzose war bekannt geworden, weil er 2009 mit 80 Millionen Euro den höchsten Bonus in der Geschichte der Deutschen Bank zugesprochen bekommen hatte. Bittar hat dem Gericht zufolge mit anderen Händlern von 2005 bis 2009 den Interbankenzinssatz Euribor zum eigenen Vorteil manipuliert.
Ebenfalls am Freitag trafen sich Vorstand und Aufsichtsrat der Deutschen Bank zur Krisensitzung in Hamburg. Das Handelsblatt berichtete am Montag mit Verweis auf »Teilnehmerkreise«, auf der Sitzung seien mehrere Fusionsszenarien durchgespielt worden. Neben deutschen kämen auch Konkurrenten aus dem europäischen Ausland in Betracht, hieß es. Fürs erste gelte es aber lediglich, das Investmentbanking Stück für Stück zurückzufahren.
Vorstandsmitglied Sylvie Matherat glaubt nicht, dass sich ein Zusammenbruch des Finanzmarkts wie 2008 wiederholen werde. »Wir haben seitdem viel dafür getan, solche Ansteckungseffekte zu stoppen und das Finanzsystem insgesamt zu stärken«, sagte sie am Donnerstag gegenüber dpa. Sie vertrete zwar nicht die Ansicht, dass die Branche überreguliert sei, sagte sie. »Allerdings sollte die Gesamtsituation bewertet werden. Es sind nicht unbedingt zu viele Vorschriften, aber es sollte hinterfragt werden, ob wirklich alle Regeln sinnvoll sind, und vor allem, wie diese im Zusammenspiel funktionieren.« Auch dass es in den USA immer wieder Bestrebungen gibt, schärfere Regeln für Banken wieder aufzuweichen, bereitet Matherat keine allzu großen Sorgen. »Ich glaube nicht, dass es eine Deregulierungswelle in der Finanzbranche geben wird. Es war schwer genug, die heutigen Vorschriften einzuführen.«(jW)
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