Romys »großer Bruder«
Von F.-B. HabelRomy Schneider und Dean Reed wären am Wochenende 80 Jahre alt geworden, in den Medien wurde an beide Jubilare groß erinnert. Der am Freitag gestorbene Peter Bosse nannte Romy scherzhaft seine kleine Schwester, denn ihre Mutter Magda Schneider war seine Filmmutter in seiner ersten Laufbahn als Kinderstar. Jahrzehnte später wurde Peter Bosse in seiner Eigenschaft als Rundfunkreporter Zeuge, als Dean Reed, mit dem er oft zusammen aufgetreten war, tot aus dem Zeuthener See geborgen wurde.
1931 als Sohn einer Schauspielerin in Berlin geboren, kam Bosse durch eine Freundin der Mutter mit drei Jahren zum Kinderfunk. Ab 1935 eroberte er beispielsweise als Filmsohn des gefeierten Tenors Beniamino Gigli mit seiner Unbefangenheit die Herzen des Publikums. Bis 1939 trat er in zahlreichen Filmen u. a. neben Lil Dagover und Hans Moser auf. Niemand ahnte, dass der Junge nur per Sondergenehmigung spielen durfte. Seine Mutter, Hilde Maroff, die in den meisten seiner Filme mitspielte, war jüdischer Abstammung. Nach der Verschärfung der Rassengesetze 1938 gab es Filmverbot, abgedrehte Szenen wurden aus den Filmen entfernt.
Der Krieg wurde für die Familie zu einer Odyssee. Nach der Befreiung konnte Peter Bosse ein Schauspielstudium aufnehmen und fasste bald Fuß beim Rundfunk der DDR. Er sprach alles: Nachrichten, Wetter, Wasserstände und Tauchtiefen, aber auch Hörspielrollen. Außerdem moderierte er Unterhaltungssendungen. Nach einem Zusatzstudium der Journalistik übernahm er daneben auch redaktionelle Aufgaben, führte im Berliner Rundfunk durch populäre Sendungen wie »Berlin-Alexanderplatz« und »7–10: Sonntagmorgen in Spreeathen«. Neben kleinen DEFA-Rollen hatte Peter Bosse eigene Sendereihen im Kinderfernsehen und war bis in die 90er Jahre Gastmoderator bei »Tele-Lotto«.
Mit viel Elan und Zähigkeit gelang es ihm, 1994 den Privatsender Radio 50plus (heute Spreeradio) ins Leben zu rufen, als Programmdirektor holte er bis Ende der 90er Jahre auch alte Mitstreiter wie Dagmar Frederic oder Lutz Jahoda als Moderatoren vors Mikrofon.
Zuletzt trat Peter Bosse, der 87 Jahre alt wurde, immer wieder als Zeitzeuge auf, gab etwa im Schlosspark-Theater über seine Zeit als Filmliebling Auskunft, oder im Fernsehen als Rundfunkpionier.
Regio:
Mehr aus: Feuilleton
-
Es wird Staub gesaugt
vom 24.09.2018 -
Berlin, eine zivilisatorische Grundfrage
vom 24.09.2018 -
Zum Schwelgen war kein Anlass
vom 24.09.2018 -
Causa Maaßen, September 2018
vom 24.09.2018 -
Nachschlag: Überflüssiges Amt
vom 24.09.2018 -
Vorschlag
vom 24.09.2018