Wahre Tierrechte (38)
Von Wiglaf DrosteSchwabedissen hatte nicht übertrieben; das Büro war riesig, man hätte beinahe Tennis darin spielen können, wenigstens aber Squash. »Spielen die Yuppies eigentlich noch Squash?« rumpelte es geistesabsent durch Jochens Kopf, »und sagt man überhaupt noch ›Yuppies‹?« Er schüttelte die müßigen Fragen ab und konzentrierte sich auf den Raum: Der Teppich hatte mit Schäbigkeiten wie »Auslegeware« nichts zu tun; man sank beinahe bis zu den Knöcheln darin ein. »Keine Auslegebatterien!« fuhr es Jochen in der Rübe herum wie ein Autoscooter; das aufsässige Gebaren seines »Ich denke, was ich will!, also bin ich«-Kopfes ging Jochen langsam auf den Docht. Die Bücherregale waren vom Boden bis zur Decke mit einer beeindruckend alt aussehenden Sammlung von Werken gefüllt, die nicht nur Gelderwerb, Wirtschaftswachstum und Profit zum Thema hatten; Jochen entdeckte einen Nachdruck der »Essais« von Michel de Montaigne und hätte sich auf der Stelle für zwei Wochen mit diesem Buch einschließen lassen können. Abermals schüttelte er sich. Dieser Ort war gefährlich, ein perfekt konstruiertes, wohldurchdachtes Blendwerk. Er musste auf dem Quivive sein und durfte sich nicht täuschen lassen, soviel stand fest.
Fortsetzung folgt
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