Vier Träume aus China
Von Kai KöhlerEin erfolgloser Gelehrter ist voller Grimm darüber, dass ihm die Karriere im Staatsapparat des China der Feudalzeit verwehrt wird – ein Traum belehrt ihn darüber, welche Probleme ihm dies erspart. Zwei Liebende werden durch die dynastische Politik eines mächtigen Großmarschalls getrennt – dann aber tritt ein »Gelber Krieger« auf, der die Pläne des Herrschers durchkreuzt. Ein Offizier beleidigt seinen General, wird entlassen – und träumt im Suff von einem neuen Aufstieg und einem neuen Scheitern. Eine Frau schließlich träumt von einem idealen Geliebten und stirbt vor Kummer, als sie den nicht finden kann. Das bewegt den Richter der Unterwelt dazu, ihr die Rückkehr ins Irdische zu erlauben und damit eine zweite Chance zu geben, den Traum zu verwirklichen.
Das kann Kritik an den Verhältnissen sein oder sie ins Unverbindliche abmildern. Sagen die alten Geschichten aus der chinesischen Kun-Oper noch etwas über die Gegenwart? Wie wirken eine über Jahrhunderte immer weiter ausgefeilte Gestik, eine fremde Gesangstechnik und ungewohnte Instrumente auf ein Publikum, das all die Feinheiten nicht kennt? Wenn die Shanghai Kunqu Opera Company am Wochenende im Haus der Berliner Festspiele den Zyklus »Die vier Träume aus Linchuan« (Foto) von Tang Xianzu aufführt, findet man vielleicht die Antwort. Ein Begleitprogramm mit Gesprächen und Vorträgen macht die Verbindung von Musik, Tanz, Schauspiel und Improvisation, die die Kun-Oper auszeichnet, nachvollziehbar.
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