Außer Betrieb. Wahre Tierrechte (59)
Von Wiglaf DrosteAuch Lia und Jochen hatten den Weg auf die Tanzfläche gefunden und sich in einer Mischung aus Blue Jeans, Blues und Bluse gewiegt. Es hatte gutgetan, nur Körper und Seele zu sein, und am liebsten hätte Jochen nach seinen Augen auch seinen Hirnladen zugemacht und ein Schild davorgehängt: »Komme später wieder« oder am besten gleich »Außer Betrieb!« Aber das Hirn ließ sich nicht zuklappen wie ein Buch; bevor der Abend zu Ende war, musste Jochen unbedingt noch mit Andreas sprechen, und auch die Tiere hatten ein Recht darauf zu erfahren, was Andreas denn genau mit seinem »unter die Arme greifen« meinte. Killekille wollte er sicher nicht machen, oder?
Es war der Tag der Entscheidungen, und er war noch nicht vorbei. Andreas war ihm teils vertraut, teils fremd gewesen, das war nach so einer langen Zeit nicht anders zu erwarten. Aber irgend etwas an der Heftigkeit, die manchmal kurz aus Andreas herausbrach, hatte Jochen neugierig gemacht – und auch, gegen seinen Willen, ein bisschen Misstrauen erzeugt. Auf der Bühne sagte Melissa jetzt: »Bevor wir einfach weiterfeiern, möchte ich doch kurz feierlich werden.« Sie brachte sich stolz in Positur und verkündete: »Heute war ein großer Tag für uns. Wir haben uns großartig geschlagen, alle wie wir hier stehen. Und wir stünden hier nicht ohne die Menschen, die unsere Sache zu ihrer gemacht haben. Dafür ist ihnen unser Dank gewiss.«
Fortsetzung folgt
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