Verfeindet: Bolsonaro und Maduro
Hat er oder hat er nicht? Zwischen Brasilien und Venezuela hat sich in den vergangenen Tagen ein skurriler Schlagabtausch entwickelt, der mit Twitter-Nachrichten geführt wird. Ausgelöst hatte ihn Brasiliens designierter Außenminister Ernesto Araújo, der am Sonntag verkündete, dass man »aus Respekt für das venezolanische Volk« den Präsidenten des Nachbarlandes, Nicolás Maduro, nicht zur Amtseinführung des neuen Staatschefs Jair Bolsonaro am 1. Januar eingeladen habe.
Noch am selben Tag antwortete Venezuelas Außenminister Jorge Arreaza ebenfalls über Twitter. Brasília habe Maduro sehr wohl eingeladen. Er belegte das mit einem Faksimile des Schreibens des brasilianischen Außenministeriums sowie des am 29. November eingetroffenen Begleitbriefs der Botschaft Brasílias in Caracas. Maduro habe aber nie vorgehabt, der Einladung Folge zu leisten, betonte Arreaza. In einem zweiten Tweet dokumentierte er das Antwortschreiben vom 12. Dezember, das »dem ehrenwerten Außenministerium der Föderativen Republik Brasilien« mitteilt, dass »die sozialistische, revolutionäre und freie Regierung Venezuelas niemals an der Amtseinführung eines Präsidenten teilnehmen wird, der Ausdruck der Intoleranz und des Faschismus sowie der Unterwerfung unter der lateinamerikanischen und karibischen Integration entgegenstehenden Interessen ist«. Die diplomatische Note aus Caracas endet mit der üblichen Versicherung vorzüglicher Hochachtung.
Das brasilianische Außenministerium hat inzwischen eingeräumt, dass Maduro – ebenso wie alle anderen Staats- und Regierungschefs, mit denen Brasilien diplomatische Beziehungen unterhält – tatsächlich eingeladen wurde. Auf Betreiben von Mitarbeitern des künftigen Präsidenten sei die Einladung jedoch zurückgezogen worden.
Das diplomatische Scharmützel ist ein Vorgeschmack darauf, was Südamerika unter Bolsonaro blühen wird. Am Dienstag kündigte dieser über Facebook ein weiteres Mal an, gegen die Regierungen Venezuelas und Kubas vorgehen zu wollen. Havanna hatte sich vor einigen Tagen bereits gezwungen gesehen, seine Ärzte aus dem südamerikanischen Land nach Hause zu holen. (scha)
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