Glühen
Ich betrat ein Elektrofachgeschäft und bat die mich nach meinen Wünschen fragende Verkäuferin um »eine Glühdirne, hundert Watt, richtig Most, keine Energiesparbirne mit Ohren dran, ich bin kein grüner Funzeltrübling, der sich aus Geiz, den er aber Umweltbewusstsein nennt, lieber die Augen verdirbt, als einen Cent für Strom auszugeben«.
»Glühdirne? Sie meinen sicher Glühbirne?« fragte die reife Lampenladenhüterin. »Nein, eine Glühdirne bitte«, gab ich freundlich zur Antwort. »Sie soll Glühstrümpfe tragen. Und wenn ich den Reichstag anzünde, soll sie ›Glüh im Gla-anze deines Glüh-hück-es, glüh-he-he deu-eu-eutsches Vater-erland …!‹ singen.«
Sie sah mich befremdet an. »Da muss ich dann mal ins Lager«, sagte sie, drehte sich um und ging, zückte ein Mobiltelefon und tippte etwas ein. Lager? Das klingt nicht gut, dachte ich, trollte mich und ging ein paar Blocks weiter eine Glühwurst essen, mit schön viel Sempf.
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