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Aus: Ausgabe vom 11.02.1998 / Ausland

Panzer vor dem Präsidentensitz

Attentat auf Georgiens Präsident Schewardnadse gescheitert

Nach dem zweiten Mordanschlag auf den georgischen Präsidenten Eduard Schewardnadse sind am Dienstag Panzer vor seiner Residenz in Tbilissi aufgefahren. Rund 100 Soldaten sicherten das Gebäude. Schewardnadse machte Oppositionszirkel um den ehemaligen Sicherheitschef Igor Giorgadse für das Attentat verantwortlich. Bei dem Anschlag wurden am Montag abend zwei Leibwächter und einer der Attentäter getötet.

Die Präsidenten-Limousine war attackiert worden, als Schewardnadse in einem Konvoi nach Hause fuhr. Zehn bis 15 Angreifer beschossen den Wagen mit Granaten und feuerten mit automatischen Schußwaffen auf die Leibwächter. Der 70jährige Schewardnadse blieb unverletzt. Schewardnadse erklärte am Dienstag, Drahtzieher des Anschlags könnte sein im russischen Exil lebender Rivale Giorgadse gewesen sein, der auch schon für das gescheiterte Attentat von 1995 verantwortlich sei. »Solche dreisten Aktionen konnten geschehen, weil der Hauptorganisator des Terroranschlags vom 29. August 1995 immer noch in Moskau lebt«, sagte Schewardnadse. »Er führt dort ein schönes Leben und wird in seiner Datscha von Leibwächtern beschützt.« Ziel der »feindlichen Kräfte« im In- und Ausland sei die Destabilisierung des Kaukasus-Staates, sagte der Präsident. Georgien hat von Rußland bisher vergeblich die Auslieferung von Giorgadse verlangt.

Zwei Panzer und zwei gepanzerte Fahrzeuge gingen nach dem Attentat vor der Residenz in Stellung. An Straßenblockaden wurden Fahrzeuge durchsucht. Auch an den Grenzen wurden die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt, wie der Kommandeur der Grenztruppen, Generalmajor Waleri Tschcheidse mitteilte.

Bei dem getöteten Angreifer wurden nach Angaben von Innenminister Targamadse Papiere gefunden, die ihn als russischen Bürger auswiesen. Aus Parlamentskreisen verlautete hingegen, es habe sich um einen tschetschenischen Paß gehandelt. Angedeutet wurde in Tbilissi auch, daß es bei dem Anschlag um Wirtschaftsfragen gegangen sein könnte.

Georgien rivalisiert mit Rußland um den lukrativen Export des Öls vom Kaspischen Meer über Schwarzmeerhäfen. Ein internationales Konsortium zur Ausbeutung aserbaidshanischer Ölfelder hatte sich für eine Pipeline durch Georgien und eine weitere durch Südrußland entschieden.

Bei dem Anschlag von 1995 war Schewardnadse durch Glassplitter leicht verletzt worden. Danach wurden 14 Verdächtige angeklagt, die Kreisen der Untergrundorganisation Mchedrioni zugerechnet wurden. Deren Mitglieder hatten 1992 den ersten nach der Unabhängigkeit gewählten Präsidenten Swiad Gamsachurdia vertrieben. Seitdem wird Georgien von dem ehemaligen sowjetischen Außenminister regiert. Das Land leidet unter zahlreichen inneren Konflikten, hoher Kriminalität und wirtschaftlicher Schwäche.

(AP/AFP/jW)

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