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Aus: Ausgabe vom 15.03.2019, Seite 10 / Feuilleton
Restitution

Defizite und Lücken

Kultusminister zum Kolonialerbe

Nach zähen Verhandlungen haben sich die Kultusminister von Bund und Ländern auf erste gemeinsame Positionen im Umgang mit Kolonialobjekten geeinigt. »Wir stellen uns der historischen Verantwortung im Zusammenhang mit dem deutschen Kolonialismus und der Verantwortung, die sich aus von kolonialem Denken geprägten Handlungen ergeben hat«, heißt es in einer am Mittwoch in Berlin vereinbarten Erklärung. »Das während der Zeit des Kolonialismus geschehene Unrecht und seine zum Teil bis heute nachwirkenden Folgen dürfen nicht vergessen werden.« Die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte gehöre zum demokratischen Grundkonsens. »Wir wollen in engem Austausch mit den Herkunftsstaaten und den Herkunftsgesellschaften verantwortungsvoll mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten umgehen«, versprechen die Kultusminister.

Der Vorsitzende der neuen Kultusministerkonferenz, Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD), sieht einen »sehr vernünftigen Ausgangspunkt für die weitere Diskussion«. Es sei nicht Abschlusspunkt, sondern Auftakt. Rückgaben seien nicht nur möglich, sondern auch anzustreben. Die Runde habe vereinbart, was bereits möglich ist, und nicht auf den letzten Kompromiss gewartet. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sagte, Rückgaben stünden »erst am Anfang«. Dies sei eine »Anerkennung unserer historischen Verantwortung«, Deutschland habe »große Defizite und Lücken«, deswegen müsse die Aufarbeitung verstärkt werden.

Berlin, Hamburg, Thüringen, Brandenburg und Bremen hielten noch weitergehende Positionen fest. Darin wird Kolonialismus als »System von Herrschafts-, Gewalt- und Ausbeutungsverhältnissen« bezeichnet, deren nachhaltige Spuren bis heute wirkten. Die Androhung von Gewalt habe Erwerb und Erlangung von Objekten aus kolonialen Kontexten geprägt. Dies müsse bei Restitutionsvorhaben berücksichtigt werden. Ohne das Zusatzpapier wäre eine Einigung den Angaben zufolge nicht zustande gekommen.

Noch vor dem Treffen war bekannt geworden, dass Deutschland eine von Namibia geforderte Kreuzsäule an das im Süden Afrikas gelegene Land zurückgeben will. Der Präsident des Deutschen Historischen Museums in Berlin, Raphael Gross, will dies seinem Kuratorium vorschlagen. Eine Zustimmung gilt als Formsache. Der Bund steht hinter den Plänen. (dpa/jW)

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