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Aus: Ausgabe vom 19.06.2019, Seite 3 / Schwerpunkt
Klimaschutz

Hintergrund: Erderwärmung

Die globale Erwärmung beträgt inzwischen rund ein Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau. Die vier wärmsten Jahre mindestens seit Beginn der halbwegs flächendeckenden Messungen um 1880 und vermutlich lange darüber hinaus waren 2016, 2017, 2015 und 2018 (in dieser Reihenfolge). Wie anhand von Klimamodellen seit langem prognostiziert, ist die Erderwärmung in der Arktis doppelt so stark wie im planetaren Durchschnitt. Die Rede ist immer von der über den ganzen Erdball und das volle Jahr gemittelte Lufttemperatur in zwei Metern über dem Erdboden. Etwas über 90 Prozent der zusätzlichen Wärmeenergie werden in den Ozeanen gespeichert.

In der 2016 in Kraft getretenen Pariser Klimaübereinkunft haben sich die Vertragsstaaten darauf verständigt, »die globale Durchschnittstemperatur deutlich unter zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau (zu halten) und Anstrengungen zu unternehmen, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, in Anerkennung der Tatsache, dass letzteres die Risiken und Auswirkungen des Klimawandels signifikant reduzieren würde«. Das Abkommen wurde von 194 Staaten sowie der EU unterzeichnet. 186 Staaten – darunter die EU-Mitglieder, die USA, China, Indien, aber nicht Russland – haben es ratifiziert. Die USA befinden sich im Rückzug aus dem Vertrag.

Um das selbstgesteckte Ziel zu erreichen, setzen die Vertragsparteien bisher vor allem auf völlig unzulängliche und letztlich unverbindliche nationale Selbstverpflichtungen. Diese werden auf den jährlichen Klimakonferenzen und weiteren Arbeitssitzungen in regelmäßigen Abständen nachverhandelt. Derzeit und noch bis nächste Woche findet eine solche Arbeitstagung in Bonn statt.

Eine zentrale Forderung der Fridays-for-Future-Bewegung der Schüler an die Bundesregierung ist, sich an die im Pariser Vertrag eingegangenen Verpflichtungen zu halten. Dafür müssten die Treibhausgasemissionen jährlich um rund sechs Prozent verringert werden und 2035 bei Null ankommen. Die Schüler sprechen wissenschaftlich korrekt von »Nettonull«, denn ein kleiner Teil nicht vermeidbarer Emissionen wird kompensiert werden müssen, indem der Atmosphäre CO2 dauerhaft entzogen wird. Das ist im sehr geringen Maße zum Beispiel mit Aufforstung oder der – nicht unproblematischen und daher zu Recht umstrittenen – Einlagerung von CO2 in tieferen Erdschichten möglich.

Eine Reduktion der Emissionen um sechs Prozent jährlich bedeutet, dass die materielle Basis der Industriegesellschaft radikal umgekrempelt werden muss. Die dafür notwendigen technischen Mittel sind vorhanden. Ein wichtiger erster Schritt könnte der sofortige Ausstieg aus der Nutzung eines großen Teils der Braunkohle sein, die der klimaschädlichste Brennstoff unter den fossilen Energieträgern ist. (wop)

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