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Aus: Ausgabe vom 09.07.2019, Seite 15 / Betrieb & Gewerkschaft

Verdi-Druckertage

Am vergangenen Wochenende fanden die Verdi-Druckertage zum 13. Mal in Bielefeld statt. Ziel der Veranstalter von der Bundesfachgruppe Verlage, Druck und Papier ist es, jenseits der alltäglichen Gremienarbeit die politische Diskussion zwischen aktiven Gewerkschaftskollegen zu fördern.

DGB-Bundesvorstandsmitglied Annelie Buntenbach widmete sich in ihrem Referat der Entwicklung der Renten. Demnach seien die Bezüge zwischen 2000 und 2009 um neun Prozent langsamer gestiegen als die Löhne. Die Gründe sah die Gewerkschafterin u. a. in Kürzungen und in der Entlastung der Unternehmen bei der Beitragszahlung. Die Folgen seien Altersarmut und der Rückfall in die Grundsicherung. Um die entstandene Rentenlücke zu füllen, müssten die Beschäftigten sechs Prozent ihres Lohnes sparen. Diese Situation versuchten private Anbieter unter Mithilfe des Boulevard auszunutzen. Erst schürten Schreckensmeldungen über die gesetzliche Rentenversicherung Angst, anschließend könne man quasi »Werbeartikel« für Privatversicherungen lesen. Da die Stabilisierung des Rentenniveaus bis 2025 nicht ausreiche, forderte Buntenbach eine Stärkung der gesetzlichen Rente. Anschließend wurde das Problem der Doppelbesteuerung von Rentnern diskutiert und eine gemeinsame Kampagne von DGB-Gewerkschaften und Sozialverbänden vorgeschlagen.

Der Arbeitssoziologe Klaus Dörre sprach von einer Zeitenwende, symbolisiert etwa durch das Aufkommen von AfD oder des US-Präsidenten Donald Trump. Sie sei die Folge von zunehmender Ungleichheit und Unsicherheit. Mit Verweis auf die Folgen der Einführung von Hartz IV veranschaulichte Dörre den Verlust des Rückhalts der SPD in der Arbeiterklasse. Im Gegensatz zu Parteien würden Gewerkschaften noch die Menschen erreichen. Ihre Rolle werde dadurch wichtiger. Dörre forderte eine soziale und ökologische Organisation der Wirtschaft – und Löhne, die deutlich über dem Mindestlohnniveau liegen. Da viele in prekären Arbeitsverhältnissen stecken, müsste die Tarifbindung ausgeweitet werden. Um einen »Turnaround« in der Tarifpolitik zu schaffen, brauche es allerdings eine Stärkung der gewerkschaftlichen Organisationsmacht und Bündnispartner. Der Wissenschaftler verwies auf Beispiele aus der Klimabewegung. Anschließend wurde angeregt Bündnisse anhand ökologischer Konfliktlinien aufzubauen. Diskutiert wurde darüber, ob der ÖPNV ein gemeinsames Thema für Gewerkschaften und soziale Bewegungen sein könnte.

Jan Schulze-Husmann vom Verdi-Vorbereitungsteam war zufrieden: »Die rege Beteiligung an der Diskussion zeigte, dass wir mit unserer Themenauswahl den Nagel auf den Kopf getroffen haben. Dies ist ein Ausdruck von lebendiger Gewerkschaftsarbeit.« (jW)

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