Ententraum
Von Jürgen RothIn der Nacht vom 20. auf den 21. Juni träumten wir, wir seien in Hamburg, wo wir zwei Jahre unserer Kindheit verbracht haben, und mit unserem alten Freund und Weggefährten Soko auf einer Demonstration.
Die Demonstration fand im Stadtteil Rotherbaum statt. Wogegen wir beide und alle anderen Anwesenden demonstrierten, gab der Traum nicht preis. Preis gab er, dass unaufhörlich Polizeiknüppel auf uns niedersausten, aber der Traum war so gnädig, uns keine Schmerzen empfinden zu lassen. Träume, in denen wir psychosomatische Schmerzen empfinden, sind uns nicht fremd.
Dann waren wir plötzlich in einem Park. Dort las irgend jemand einen abgebrochenen Ast auf und schleuderte ihn auf eine Ente.
Die Ente versuchte auszuweichen. Sie wurde trotzdem getroffen.
Die Ente, offenbar nicht ernstlich verletzt, flog zehn oder zwanzig Meter davon, flach über den Boden hinweg, und landete in der Nähe eines alten Baums.
Sie schaute kurz, nahm Anlauf wie ein Weitspringer, schraubte sich wie ein Stabhochspringer in die Luft und schlug mit dem rechten Flügel einen der unteren Äste des Baums ab.
Jetzt sahen wir, dass es eine Stockente war. Ast um Ast schlug sie von nun an von diesem Baum ab, im stets gleichen Bewegungsablauf und mit der stets gleichen Methode.
Als wir aufwachten, fiel uns augenblicklich die berühmte Stelle aus Eckhard Henscheids überzeitlicher Novellenidylle »Maria Schnee« ein: »›Antn! Antn! Broooove Antn!‹«
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