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Maurice Papon erhält Deckung
Im Prozeß gegen den französischen Nazi-Kollaborateur Maurice Papon sind mehrere ehemalige Widerstandskämpfer dem 87jährigen Angeklagten zu Hilfe gekommen. Papon habe der Resistance ab Anfang 1943 »sehr genaue Informationen« wirtschaftlicher und politischer Art geliefert, sagte der 77jährige Alain Perpezat am Donnerstag vor dem Schwurgericht in Bordeaux. Perpezat gehörte während der deutschen Besatzungszeit dem Widerstandsnetz Jade-Amicol an, dem sich auch Papon angeschlossen haben will. Auch andere Zeugen sagten aus, daß der damalige Generalsekretär der Präfektur von Bordeaux auch für die Resistance gearbeit habe. Papon wird vorgeworfen, während des Zweiten Weltkriegs für die Deportation von mehr als 1 500 Juden verantwortlich gewesen zu sein. Papon hatte immer behauptet, Mitglied des Widerstands gewesen zu sein. Beweise konnte er aber nicht liefern.
Keiner der Zeugen war während des Krieges allerdings direkt mit Papon zusammengetroffen. Alle unmittelbaren Zeugen aus der Resistance sind mittlerweile tot. Papon, der es nach dem Krieg bis zum Haushaltsminister gebracht hatte, steht seit Oktober wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Gericht.
(AFP/jW)
Letzter Drogenkönig Kolumbiens festgenommen
Der letzte noch in Freiheit befindliche mächtige Drogenboß Kolumbiens ist am Donnerstag in der Nähe der Stadt Medellin festgenommen worden. Nach Angaben der Polizei wurde der 43jährige Jose Nelson Urrego, genannt »El Loco« (Der Verrückte) in einer luxuriösen Residenz gefaßt, im Hubschrauber in die Hauptstadt Bogota gebracht und dort in einem Hochsicherheitsgefängnis inhaftiert. Den Behörden zufolge leitete Urrego einen Rauschgiftring, der aus der Spaltung des Kokain-Kartells von Cali hervorging. Für die seit längerer Zeit inhaftierten Chefs des Cali-Kartells, die Brüder Miguel und Gilberto Rodriguez, hatte Urrego früher als Pilot gearbeitet. Er war auf den Abwurf von Drogenpaketen über dem Meer spezialisiert, die Komplizen anschließend an Bord ihrer Boote brachten.
Die Festnahme von Urrego werteten Beobachter als schweren Schlag gegen die kolumbianische Drogenmafia. Staatspräsident Samper gratulierte der Polizei und forderte die US-Regierung auf, Kolumbien bei der demnächst fälligen Verleihung ihrer »Zertifikate« für den Kampf gegen die Rauschgiftkriminalität entsprechend zu berücksichtigen. In den vergangenen beiden Jahren hatte die US-Regierung Kolumbien das Zertifikat verweigert.
Neben dem Kartell von Medellin kontrollierte das Kartell von Cali in den achtziger und frühen neunziger Jahren den Kokainexport Kolumbiens. Den Behörden gelang zunächst die Zerschlagung des Kartells von Medellin, dessen berüchtigte Führer Carlos Ledher Rivas, Gonzalo Rodriguez Gacha und Pablo Escobar an die USA ausgeliefert oder von der Polizei erschossen wurden. In den Jahren 1995 und 1996 kamen dann auch die meisten führenden Mitglieder des Kartells von Cali in Haft.
(AFP/jW)
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