Überraschung!
Von Dusan DeakSo war das nicht geplant. Sie wollten doch nur ein bisschen spielen. Mehr als ein bisschen Wind und Krach wollten Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans mit ihrem regierungskritischen Programm eigentlich nicht machen. Zu ihrer eigenen unangenehmen Überraschung haben sie nun das Parteiestablishment in Gestalt von Olaf Scholz und Klara Geywitz besiegt und müssen demnächst SPD-Chefs spielen. Niemandem war es peinlicher als ihnen selbst.
Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Ende ohne Schrecken oder so ähnlich würde ein Hamburger Abiturient sagen, das dachte sich offenbar auch die SPD-Basis. Mit dieser Wahl dürfte sich der Siechtod der ehemaligen Volkspartei leicht beschleunigen und ihr Leiden (sowie das Leiden an ihr) ein etwas schnelleres Ende finden als bislang befürchtet. Die letzten pseudolinken Erneuerungsbestrebungen unter dem längst vergessenen Martin Schulz hatten dasselbe Ergebnis.
Nun müssen die unbekannten Provinzler zeigen, wie ernst ihre scheinradikale Rhetorik gemeint war. Bereits in den ersten Einlassungen nach ihrem Sieg aus Versehen ruderten Walter-Borjans und Esken – noch sichtlich unter Schock – vorsichtig zurück. Sie haben die Lust der SPD-Mitglieder am Untergang offenbar unterschätzt. Pech gehabt.
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