Es tut weh
Das Oktoberfest fällt wegen der Coronapandemie in diesem Jahr aus. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) gaben die Entscheidung am Dienstag morgen bekannt. »Es tut uns weh, es ist unglaublich schade«, sagte Söder. Ein Fest in der Größe bedeute jedoch eine zu hohe Gefahr. Die Wiesn 2020 sollte vom 19. September bis zum 4. Oktober stattfinden. Rund sechs Millionen Besucher aus aller Welt wurden dazu erwartet. Neben dem Oktoberfest stehen im Freistaat laut Söder auch weitere Volksfeste im Spätsommer und Herbst vor der Absage.
Reiter erklärte, es sei ein emotional schwieriger Moment. Die Wiesn sei das zentrale Fest und das Highlight des Jahres – jedenfalls für viele Menschen. Es habe zudem in wirtschaftlich ohnehin schwierigen Zeiten weitere negative ökonomische Auswirkungen auf München. Die Wiesn 2019 hatte nach Angaben der Stadt einen Wirtschaftswert von rund 1,23 Milliarden Euro. »Die Absage trifft uns alle schwer«, sagte der Sprecher der Wiesnwirte, Peter Inselkammer, in einer ersten Reaktion. Es gehe nicht nur ums Finanzielle. Das Oktoberfest sei auch eine sehr emotionale Sache. »Es geht uns nahe. Die Wiesn ist eine Herzensangelegenheit. Wir freuen uns das ganze Jahr darauf und bereiten uns vor.«
Es ist nicht das erste Mal, dass das berühmteste Volksfest der Welt einer Seuche weichen muss. 1854 und 1873 kam den Feierlustigen die Cholera dazwischen. Auch während der Weltkriege und der Hyperinflation 1923 blieb die Theresienwiese leer. Maßpreise von 11,80 Euro fühlt sich zuletzt fast wieder nach den frühen 20ern an. Ob das Fest damals schon das laue Binge-Drinking von heute war? Um nachzuvollziehen, welch Sodom und Gomorra uns heuer entgehen wird, empfiehlt das jW-Feuilleton jedenfalls weiterhin die Lektüre von Frank Schmolkes Graphic Novel »Nachts im Paradies«. (dpa/jW)
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