Mit bösem Blick
Der österreichische Schriftsteller Alfred Kolleritsch ist tot. Der Begründer der österreichischen Literaturzeitschrift Manuskripte starb am Freitag vor Pfingsten im Alter von 89 Jahren. Das teilte das Blatt am selben Tag mit. Der Lehrer für Philosophie und Deutsch lebte in Graz, wo er lange Jahre der Künstlervereinigung Forum Stadtpark als Präsident vorstand. 1960 gründete er die Zeitschrift Manuskripte. Sie gilt als Forum der experimentellen, sprachkritischen österreichischen Literatur. Kolleritsch druckte Gerhard Rühm, H. C. Artmann, Konrad Bayer und Oswald Wiener, auch Peter Handke, Michael Scharang, Ernst Jandl, Friederike Mayröcker oder Elfriede Jelinek stellten hier ihre Texte vor.
Handke beschrieb den literarischen Ermöglicher einmal so: »ein freundlicher Mensch mit einem ziemlich bösen Blick«. Zu seinem 85. Geburtstag kritisierte Kolleritsch in einem Interview mit der Nachrichtenagentur APA die neue Literatur: »Leider muss man sagen, das Hauptthema ist immer das persönliche Umfeld. Man ist dann ganz erlöst, wenn einmal eine Prosa kommt, die sich von den Schwierigkeiten beim Aufstehen am Morgen loslöst und weitergeht: fantasievoller und poetischer wird.« (dpa/jW)
Mehr aus: Feuilleton
-
Ein fröhliches Lied
vom 02.06.2020 -
Nachschlag: Das Wort ist hin
vom 02.06.2020 -
Vorschlag
vom 02.06.2020 -
Übel verdriftet
vom 02.06.2020 -
Gott sprach, es werde Markt
vom 02.06.2020 -
Täglich Bernstein. Eine noch
vom 02.06.2020 -
Da–da–da–daaaa!
vom 02.06.2020