Standortsicherung teuer erkauft
Berlin. Nach intensiven Verhandlungen haben sich IG Metall (IGM) und Betriebsräte mit den Vorständen von MAN Energy Solutions (MAN ES) und Volkswagen (VW) auf Eckpunkte für eine sogenannte Restrukturierung geeinigt, teilten die Berliner Metaller am vergangenen Dienstag mit. Die sieht für Berlin die Streichung von 151 Arbeitsplätzen vor. Die gute der schlechten Nachricht: Der Standort und 278 Jobs bleiben in der Hauptstadt.
Ein Ergebnis, das seitens der Betriebsräte und IGM teuer erkauft werden musste. Demnach sollen die Personalkosten zwischen 2021 und 2023 um 40 Millionen Euro gekürzt werden. »Wie diese Summe konkret eingespart werden soll, werden beide Seiten in den nächsten Wochen aushandeln«, heißt es in der Mitteilung. Gleichzeitig haben die Interessenvertreter wichtige Ziele erreicht: Alle deutschen Standorte – vor allem die beiden kleinen Berlin und Hamburg – bleiben erhalten. Betriebsbedingte Kündigungen sind nur als letzte Möglichkeit und nur mit Zustimmung des Betriebsrats möglich. Zudem wird MAN ES mindestens weitere vier Jahre unter dem Dach von VW verbleiben. Vor allem aber konnten die Betriebsräte mit Unterstützung der IG Metall 1.400 Arbeitsplätze retten. Der Vorstand wollte ursprünglich bis zu 3.000 Jobs vernichten. »Wir werden all unsere Kraft dafür einsetzen, den Interessenausgleich zu gestalten, und in den kommenden Jahren die Standortentwicklung stetig überprüfen«, wird René Marx, Betriebsratsvorsitzender bei MAN ES Berlin, auf der IGM-Homepage zitiert.
Die Stellenstreichungen resultieren vor allem daraus, dass die Unternehmensführung die Produktion am Berliner Standort auf Getriebe und Getriebekompressoren fokussieren will. »Es ist sehr bitter, dass wir hier in Berlin Arbeitsplätze verlieren. Aber die Schließung des Standortes ist vom Tisch«, betonte Birgit Dietze, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Berlin. MAN ES habe an der Spree eine Zukunft. Und deshalb haben IGM und Betriebsräte Investitionen für zukunftsfähige Geschäftsfelder in einem Eckpunktepapier mit den Vorständen festschreiben lassen. Mit dem Ausbau der Technologien zur Dekarbonisierung und zur Herstellung emissionsarmer Motoren arbeiten Beschäftigte an innovativen Projekten und leisten einen Beitrag zum Erreichen der Pariser Klimaziele, so die Berliner Metaller. (jW)
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