Hintergrund: Greenwashing
Blackrock geht mit der Zeit. Mit sogenannten nachhaltigen Investments buhlt der Vermögensverwalter um Anleger, die mit ihrem Kapital ohne schlechtes Gewissen spekulieren wollen. »Kein anderes Thema hat für unsere Kunden höhere Priorität als der Klimawandel«, schrieb Blackrock-Chef Laurence »Larry« Fink am vergangenen Dienstag an die Chefs von Konzernen weltweit, an denen der weltgrößte Vermögensverwalter beteiligt ist. »Für die Wachstumsaussichten eines jeden Unternehmens wird die Energiewende von zentraler Bedeutung sein. Wir rufen Unternehmen daher dazu auf, einen Plan vorzulegen, aus dem hervorgeht, wie sie ihr Geschäftsmodell an eine klimaneutrale Wirtschaft anpassen wollen.« Den Blackrock-Kunden versicherte der Vermögensverwalter, als Treuhänder für deren Kapital dazu beizutragen, dass auch die Kunden bis spätestens 2050 in ihren Anlagen das Ziel der Klimaneutralität erreichen könnten. Bei Hauptversammlungen wolle Blackrock dafür sorgen, dass Themen wie Klima- und Umweltschutz bei Unternehmen größeres Gewicht bekommen.
Hehre Ziele, die der Blackrock-Chef formuliert. Mit der Realität konfrontiert, ist es allerdings nicht mehr als heiße Luft. Die Organisationen »Reclaim Finance« und »Urgewalt« haben in einer gemeinsamen Studie die Firmenbeteiligungen von Blackrock untersucht. Unter den Aktien und Firmenanleihen im Wert von 7,8 Billionen US-Dollar befänden sich Anteile an Kohlefirmen im Wert von mindestens 85 Milliarden US-Dollar.
Das Hauptproblem bleibt aber der Kapitalismus als solcher. Blackrocks führendes Produkt sind Exchange Traded Funds (ETF), die einen Querschnitt von Börsenindizes wie dem Dax abbilden und natürlich auch Anteile von führenden Rüstungs- und Energiekonzernen enthalten.
Blackrock habe auf Anfrage eingeräumt, dass der Vermögensverwalter es nicht so genau nehmen wolle: »Dort, wo die Kundenmandate uns das erlauben, haben wir Aktien und Anleihen von Unternehmen, die mehr als 25 Prozent ihrer Einnahmen aus der thermischen Kohleproduktion generieren, vollständig abgebaut.« Aber eben nur dort. Andernfalls sinkt die Profitmarge, und das dürfte keine Option sein. »Reclaim Finance« urteilt: Blackrock betreibt »reines Greenwashing«. Und das ist noch zurückhaltend ausgedrückt. (sz)
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