Eigene Kultur entwickeln
Wenn die Tageszeitung junge Welt in der kommenden Woche vom 20. bis 23. Oktober ihre Lesewoche veranstaltet, ist das durchaus ein Gegenprogramm zum Big Business der Bücherschau in Frankfurt am Main: Wir stellen unsere eigenen Themen in den Mittelpunkt und verweigern uns der programmatischen Ausrichtung, wie sie täglich von Medienkonzernen und Nachrichtenagenturen vorgegeben wird. Die Rechtfertigung von bisherigen und damit auch die Vorbereitung von neuen Kriegen ist unsere Sache nicht. Statt dessen beschreiben wir die menschenfeindlichen Züge des Imperialismus und stellen Gegenentwürfe vor. Der Verlag 8. Mai tut dies täglich mit journalistischen Mitteln über die Tageszeitung junge Welt. Aber auch mit Veranstaltungen wie der Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz oder eben nun ab kommenden Mittwoch mit der jW-Lesewoche.
Dass Arbeit, Sex und Kultur im Sozialismus besser erlebt werden können, hat Dietmar Dath bereits in vielen seiner Werke veranschaulicht. Er wird am Mittwoch, dem 20. Oktober, unsere Veranstaltungsreihe eröffnen und seinen neuen Roman über den Mathematiker Gerhard Gentzen vorstellen. Auch dieses Mal wird die Frage mitschwingen, warum wir trotz der Möglichkeiten, die die Nutzung von Algorithmen eröffnen, noch immer nicht in einer anderen Gesellschaftsordnung leben. Am Donnerstag, dem 21. Oktober, liest Gerd Schumann aus seinem neuen Buch über vergangene und aktuelle Verbrechen des deutschen Kolonialismus. Und am darauffolgenden Freitag, dem 22. Oktober, diskutiert Prof. Rolf Hecker mit Andreas Hüllinghorst über die Erinnerungskultur zu Marx und Engels. Anlass ist die aktuelle Neuerscheinung im Verlag 8. Mai: Nach dem erfolgreichen Band zu den Lenin-Denkmälern geht es jetzt um solche, die den beiden Weltveränderern in ihrem Heimatland errichtet wurden.
Die Lesewoche schließt dann am Sonnabend mit einer Diskussion zu einem wichtigen Film: M&R-Autor und Filmemacher Dror Dayan hat mit »Not Just Your Picture« das Porträt einer palästinensischen Familie in ausdrucksstarke Bilder umgesetzt. Das Geschwisterpaar Kilani sucht nach dem Tod des Vaters nach seinen Wurzeln, ebenso werden im Film das Aufwachsen und der Alltagsrassismus in Deutschland thematisiert. Protagonistin Layla Kilani wird vor Ort sein, Regisseur Dayan via Skype dazugeschaltet.
Die Lesewoche findet in der Berliner jW-Ladengalerie statt, für einzelne Termine gibt es noch Eintrittskarten. Allerdings sind die Runden auch kostenfrei über einen Livestream zu Hause am Bildschirm mitzuerleben. Die Übertragung startet jeweils eine halbe Stunde vor dem Beginn der Veranstaltung. Das komplette Programm sowie den Link zum Livestream finden Sie auf jungewelt.de/lesewoche. Aber auch auf der jW-Startseite wird der entsprechende Link prominent plaziert sein. Die Übertragung kann kostenfrei mitverfolgt werden, doch bitten wir alle, die es sich leisten können, uns mit einer Spende unter dem Stichwort »Lesewoche 2021« beim Ausgleich der hohen Kosten zu helfen.
Kollektiv Ladengalerie
Programm und weitere Infos: unter jungewelt.de/lesewoche
Spendenmöglichkeit: IBAN DE25 1005 0000 0190 7581 55, »Lesewoche 2021«
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Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
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vom 16.10.2021