Nichts zu lachen
Von Michael SaagerZuerst die gute Nachricht. Das Pustelschwein ist Zootier des Jahres 2022. Doch wie das so ist mit »guten« Nachrichten aus der Tierwelt – sie haben meist diesen Haken hier: Gekürt werden fast immer Tiere bzw. Tierarten, deren Überleben auf der Kippe steht. Glücklicherweise wissen sie das meistens nicht, weil sie sich nicht besonders für Nachrichten interessieren.
Die zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) im schönen Landau in der Pfalz teilte diesen Mittwoch jedenfalls mit, dass es höchste Eisenbahn sei zu handeln, bevor es wegen der sich immer stärker ausbreitenden afrikanischen Schweinepest zu spät für die asiatischen Pustelschweine sei. Im Zuge der Kampagne »Zootier des Jahres«, an der in den letzten Jahren bereits Krokodile, Leoparden, Kakadus, Scharnierschildkröten, Gibbons und der Beo teilgenommen haben, werden, knapp gesagt, Gelder für viele verschiedene, mitunter kompliziert klingende Schutzmaßnahmen gesammelt, denn die Schweine, die sich bevorzugt in Südostasien tummeln, werden nicht nur von der Schweinepest, sondern auch vom Verlust ihres natürlichen Lebensraumes bedroht. Außerdem werden sie stark bejagt: Sie schmecken halt ziemlich gut und erzielen dummerweise höhere Preise als das gemeine Hausschwein. Doch sie könnten auch ganz scheußlich schmecken, jagen würde man sie trotzdem, weil sie erhebliche Ernteschäden verursachen. Mit Handfeuerwaffen können sie, wie die meisten Tiere, nicht richtig umgehen. Ärgerlich.
Weder ärgerlich noch traurig, sondern bereits tot ist der älteste männliche Gorilla der Welt. Ozzie, ein westlicher Flachlandgorilla, starb im Alter von 61 Jahren, wie der Zoo Atlanta im US-Staat Georgia bereits am Dienstag (Ortszeit) mitteilte. Die Todesursache ist nicht bekannt, er habe aber in den vergangenen Tagen an Appetitlosigkeit und Schwellungen im Gesicht gelitten. In freier Wildbahn werden Gorillas selten älter als 40. Im vergangenen Jahr war eine Gruppe von Gorillas im Zoo Atlanta, darunter Ozzie, positiv auf Covid-19 getestet worden. Offiziell hieß es, er habe während seiner Infektion eher leichte Symptome gezeigt. Im Jahr 2009 schrieb Ozzie Zoogeschichte – als erster Gorilla der Welt hatte er freiwillig an einer Blutdruckmessung teilgenommen.
Müssen wir es dazusagen? Westliche Flachlandgorillas sind durch Wilderei und den Verlust ihres Lebensraums vom Aussterben bedroht. Über einen Zeitraum von 25 Jahren hat sich ihr Bestand nach Angaben des Zoos um 60 Prozent reduziert, in einigen Teilen des Verbreitungsgebietes in Westafrika sogar um 90 Prozent. Ozzie hinterlässt Kinder, Enkel und Urenkel, die im Zoo Atlanta und anderen Zoos in den Vereinigten Staaten und Kanada leben.
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