An die Substanz
Mit einer Arbeit der Berliner Künstlerin Maria Eichhorn wurde am Freitag der Deutsche Pavillon auf der Kunstbiennale Venedig eröffnet. Die 59. Biennale, die coronabedingt um ein Jahr verschoben worden war, ist vom 23. April bis zum 27. November geöffnet. La Biennale di Venezia gilt neben der Documenta in Kassel als wichtigste Ausstellung für Gegenwartskunst.
Eichhorn hat für ihre Arbeit »Relocating a Structure« die bauliche Substanz und damit die Geschichte des von den Nazis in faschistischer Architektur umgestalteten Pavillons freigelegt. Der Bau stand bereits mehrfach im Zentrum künstlerischer Arbeiten. Eichhorn hatte den Plan entwickelt, das komplette Gebäude für die Zeit der Biennale umzusetzen und vom Gelände zu entfernen, was logistisch nicht möglich war. »Die temporäre Versetzung des Deutschen Pavillons ist eine künstlerische Arbeit, die auch ohne ihre materielle Ausführung existiert«, schrieb dazu auch Kurator Yilmaz Dziewior, Direktor des Museums Ludwig in Köln.
Der Deutsche Pavillon war wegen seiner Naziarchitektur immer wieder Anlass künstlerischer Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Zur Biennale 1993 ließ Hans Haacke den Boden zertrümmern. Eichhorn bezieht sich auch direkt darauf, indem sie Haacke für einen Katalog interviewte, der mit umfangreichem Archivmaterial über den Pavillon zum Kunstwerk gehört. Dritter Teil der Arbeit sind Führungen zu Orten des venezianischen Widerstandes gegen die Nazis, die während der gesamten Biennale-Zeit angeboten werden. (dpa/jW)
Mehr aus: Feuilleton
-
Der verheimlichte Krieg
vom 23.04.2022 -
Ohne Titel
vom 23.04.2022 -
Tarot und Technik
vom 23.04.2022 -
Weiß jemand, wo vorne ist?
vom 23.04.2022 -
Fluss ohne Wasser
vom 23.04.2022 -
Nachschlag: Schwere Waffen
vom 23.04.2022 -
Vorschlag
vom 23.04.2022 -
Veranstaltungen
vom 23.04.2022