Boris Pahor tot
Der italienisch-slowenische Schriftsteller und KZ-Überlebende Boris Pahor ist im Alter von 108 Jahren gestorben. Dies bestätigte der slowenische Präsident Borut Pahor am Montag in einer auf seiner Website veröffentlichten Videoansprache. »Er war ein Augenzeuge, ein Zeuge, ein Mahner«, sagte der Staatspräsident. »Das Gewissen Sloweniens, Europas und der Welt. Ein Mann, der für sich die Freiheit forderte, anders zu denken, und die gleiche Freiheit für andere forderte.« Zuvor hatte das Portal delo.si unter Berufung auf die Pflegerin des Autors den Tod Boris Pahors in der Nacht in seinem Haus in der norditalienischen Hafenstadt Triest gemeldet.
Pahor war einer der bedeutendsten Autoren slowenischer Sprache und ein großer literarischer Zeitzeuge des 20. Jahrhunderts. Sein autobiographischer und preisgekrönter Roman »Nekropolis« (1967, dt. 2001) beschreibt 15 Monate in fünf deutschen Konzentrationslagern und den Kampf gegen den Tod. Weitere wichtige Werke sind »Kampf mit dem Frühling« (dt. 1997) und »Villa am See« (dt. 2009).
Geboren am 26. August 1913 im damals österreich-ungarischen Triest gehörte Pahors Familie der slowenischen Minderheit in der Stadt an. Die Existenz der Slowenen in der damals multikulturellen Hafenstadt war ebenso ein Leitmotiv seiner Prosa wie der Überlebenskampf der Häftlinge in den deutschen Konzentrationslagern und die Zeit danach. (dpa/jW)
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