Eine kollektive Leistung
Von Verlag, Redaktion und Genossenschaft junge WeltDie junge Welt gibt es nun schon seit 75 Jahren. Zwar ist die Erstellung einer spannenden und aufgrund ihrer Haltung unverzichtbaren Zeitung in erster Linie eine enorme kollektive Leistung aller Beteiligten, doch trotzdem wäre diese nicht denkbar ohne die besonderen Beiträge einzelner. So wirkt Arnold Schölzel seit genau 25 Jahren für diese Zeitung, über 16 davon als Chefredakteur. Gefunden hat er den Weg zur jungen Welt 1997 während des gescheiterten Versuchs eines Teils der damaligen Redaktion, die marxistische Orientierung der Zeitung in eine antideutsche umzuwandeln. Er kam direkt von der Berliner Humboldt-Universität, leitete zunächst das Feuilleton der jungen Welt, bevor er dann im Jahr 2000 in einer ebenfalls äußerst komplizierten Situation die Chefredaktion übernahm. Mit der 2004 umgesetzten Formatänderung der jW vom halbrheinischen ins Berliner Format begann nach der politischen auch die ökonomische Konsolidierung der Zeitung.
Als Arnold seine Funktion als Chefredakteur 2016 an Stefan Huth übergab, konnte er auf eine deutlich gestiegene verkaufte Auflage verweisen – ein Trend, der im Gegensatz zu dem der Branche bis heute anhält. An diesem Erfolg ist ein anderer marxistischer Philosoph, der sein wissenschaftliches Rüstzeug an der Uni Groningen bei Hans Heinz Holz erwarb, maßgeblich beteiligt: Andreas Hüllinghorst arbeitete ab 2006 als Redakteur und bald auch als Ressortleiter der beliebten jW-Themaseiten, bevor er die Verlagsleitung übernahm. Neben den damit verbundenen alltäglichen Belastungen editierte er mit großer Akribie wichtige jW-Buch-, Broschüren- und CD-Projekte. Über viele Jahre leitete Andreas die konzeptionelle und organisatorische Gestaltung der Rosa-Luxemburg-Konferenzen und sorgte für ihre stete Weiterentwicklung. Andreas wurde an diesem Dienstag 65 Jahre alt und hat kurz zuvor die Verlagsleitung an Sebastian Carlens übergeben. Da aber auch bei uns das Primat der Ökonomie gilt, wäre das alles nicht denkbar ohne die Arbeit von Silke Schubert, die kommende Woche seit 20 Jahren ununterbrochen für unseren Verlag arbeitet: zunächst in der Anzeigenabteilung und seit 2018 als Leiterin der Buchhaltung.
Das mittlerweile ziemlich junge jW-Team darf sich darüber freuen, dass die drei verdienten Aktivisten Zeitung und Verlag erhalten bleiben werden: Während Arnold weiterhin als Autor, Kommentator und Inspirator mitwirkt und Andreas neben seinen philosophischen Forschungsarbeiten weiter diverse Aufgaben im Verlag betreut, wird Silke weiter darauf achten, dass unsere Arbeit immer eine solide wirtschaftliche Grundlage hat. Dieses Zusammenwirken widerspiegelt etwas, was auch unsere Leserinnen und Leser auszeichnet: Menschen unterschiedlicher Generationen setzen sich für Erhalt, Fortführung und Entwicklung der jungen Welt ein, weil sie, neben allen Unterschieden, eines eint – das Ringen um eine gerechtere Welt, das unbedingt einer fortschrittlichen, aufklärenden Zeitung bedarf.
Im Namen der Belegschaft, sicher aber auch im Namen der Leserinnen und Leser, bedanken wir uns bei den dreien herzlich für ihre bisher erbrachten, gar nicht hoch genug zu schätzenden Leistungen – und freuen uns auf die weitere produktive Zusammenarbeit.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
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vom 11.06.2022