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Aus: Ausgabe vom 27.06.2022, Seite 2 / Inland

Wieder Grünen-Warnung vor Kriegsmüdigkeit

Berlin. Vor dem G7-Gipfel im bayerischen Elmau hat der Chef der Europäischen Volkspartei, Manfred Weber (CSU), eine langfristige Unterstützung der Ukraine angemahnt. »Es darf keinen Zweifel daran geben, dass die westlichen Demokratien einen langen Atem haben und bereit sind, der Ukraine langfristig zu helfen«, sagte Weber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Grünen-Kovorsitzender Omid Nouripour warnte ebenfalls davor, in der Unterstützung der Ukraine nachzulassen. Es dürfe »nun keine Kriegsmüdigkeit einkehren«, sagte er der Funke-Gruppe. Die militärische und finanzielle Unterstützung der Ukraine müsse »auch in der nächsten Phase des Konflikts weitergehen«. (AFP/jW)

  • Leserbrief von Bernhard May aus Solingen (7. Juli 2022 um 11:45 Uhr)
    Es ist sehr schade, dass Annalena Baerbock und Omid Nouripour ihre Komplimente an die hiesige Bevölkerung, ob deren Kriegsmüdigkeit, wohl kaum als solche gemeint haben dürften. Kriegsmüdigkeit ist zunächst eine völlig natürliche und geistig gesunde Reaktion auf Krieg, ob nun aus Betroffenheit oder aus einem Minimum an Vorstellungskraft heraus. Kriegsmüdigkeit ist zweitens ethisch wertvoll und könnte längst auch politisch sein, hätte sie denn idealerweise endlich quasi pandemisch alle Erdenbürger:innen erfasst. Kriegsmüdigkeit gerade hierzulande ist historisch weitaus verständlicher als ihr Gegenteil und hätte 1918 Allgemeingut werden können und müssen, allerspätestens aber 1945. Kriegsmüde waren u. a. auch die Offiziere im militärisch-nationalen Widerstand um Graf Stauffenberg; aber auch zum antifaschistischen Widerstand der Weißen Rose dürften zuletzt auch einige Kriegsteilnehmer aus Kriegsmüdigkeit gestoßen sein, und in Flugblättern der Weißen Rose wurde versucht, die in der Bevölkerung durchaus verbreitete Kriegsmüdigkeit zu Aufklärungszwecken zu nutzen. Genosse Gregor Gysi schrieb im ND – in Langfassung am 24./25.6.2022 – unter dem Titel »Wir müssen Völkerrechtspartei sein«: »Ich hoffe, dass unsere Bevölkerung kriegsmüde ist und bleibt.« Ich hoffen von Herzen dasselbe und kann nicht verstehen, was Nouripour für gegensätzliche, destruktive bis suizidale Träume hat. Gysi bringt es in dem Artikel durchaus fertig, etwa die Option einer Kapitulation als »nicht friedenspolitisch« abzulehnen, die mir naiverweise immerhin zur Rettung von Menschenleben durchaus erwägenswert scheint, doch ist das hier nicht zu diskutieren. Bleiben wir jedenfalls kriegsmüde! Und möge die Menschheit weltweit kriegsmüde werden, einschließlich der Menschen in der Ukraine und der Russischen Föderation.

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