75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Donnerstag, 21. November 2024, Nr. 272
Die junge Welt wird von 2993 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 14.10.2022, Seite 4 / Inland

Die Linke: Beschleunigter Mitgliederschwund

Berlin. Der Mitgliederschwund bei der Partei Die Linke beschleunigt sich. Vor allem nach der Bundestagsrede der ehemaligen Fraktionschefin Sahra Wagenknecht am 8. September sind die Austrittszahlen deutlich gestiegen, hieß es am Donnerstag in einer Pressemitteilung des RBB mit Verweis auf einen Beitrag des ARD-Magazins »Kontraste«, der am Abend ausgestrahlt werden sollte. »Eine solch hohe Zahl der Austritte gab es zu keinem Zeitpunkt zuvor«, erklärte demnach die Pressestelle der Partei gegenüber »Kontraste«. Zwischen 8. September und 10. Oktober habe die Partei nach einer ersten Erhebung »mindestens 809 Mitglieder verloren«. Die meisten Austritte seien »im Zusammenhang mit Sahra Wagenknecht begründet« worden. Das lässt offen, ob diese Mitglieder wegen Wagenknechts Rede oder aber wegen der anschließenden Kampagne gegen die Bundestagsabgeordnete ausgetreten sind. (jW)

  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Peter B. aus Böbing (14. Oktober 2022 um 16:12 Uhr)
    Ich glaube, wenn der Mitgliederaustritt auf Grund der Rede von Frau Wagenknecht erfolgt, kann das nur gut für die Partei sein. Gegenwärtig besitzt die »Linke« mit ihrem aktuellen Kurs sowieso keine Daseinsberechtigung mehr in der politischen Landschaft. Schritt für Schritt hat sie sich in den letzten Jahren von ihren Grundsätzen entfernt. Von einer sozialistischen Partei kann hier nicht mehr die Rede sein. Ich habe keine Ahnung, wen sie vertritt. Das Proletariat auf keinen Fall und der Begriff der internationalen Solidarität ist ein Fremdwort geworden. Ich hatte lange Zeit gehofft, dass sie aus ihren Fehlern in der Vergangenheit gelernt hätte. Aber keine Spur, Aufrichtigkeit und die Freiheit offen seine Meinung zu sagen ist nicht erwünscht. Im Gegenteil, man unternimmt alles, diese Mundtot zu machen. Dazu sind alle Mittel recht. Früher war man nicht in der Lage offen über anderslautende Gedanken zu diskutieren. Heute noch weniger. Streitkultur ist ein Fremdwort geworden. Tagesordnung sind interne Machtkämpfe und Ausgrenzung. Wer nicht spurt, wird rausgemobbt und ins Abseits gestellt. Die Partei hat einen Weg eingeschlagen, der nichts mehr mit ihren ursprünglichen Werten zu tun hat und auch nicht mit meinen. Die Führungsriege ist weder in der Lage, die Partei zu mobilisieren noch zu einigen. Ab und zu habe ich sogar den Verdacht, dass diese Fremdgesteuert sind, um die Partei in die Bedeutungslosigkeit zu führen. Die Partei kann sich auflösen und ihre Mitglieder sich den Grünen oder SPD anschließen. Jedenfalls wäre das ehrlicher den Menschen gegenüber. Ich habe jede Art von Vertrauen gegenüber dieser Partei verloren. Mitglieder wie Sahra Wagenknecht, Gregor Gysi oder der ausgetretene Oskar Lafontaine genießen mein voller Respekt. Was die Rede von Sahra Wagenknecht betrifft, würde ich das gesagte voll Unterschreiben. Ich würde mir wünschen, dass auch sie der Partei den Rücken kehrt und eine neue gründet. Ich würde der Erste sein, der ihr Beitritt.
  • Leserbrief von B. Schroeder aus Apen (14. Oktober 2022 um 13:46 Uhr)
    Mitgliederschwund bei der Partei Die Linke … und der Regierungssender Deutschlandfunk lässt die Sektkorken knallen. Warum das Ritual bei Schiffstaufen ausgerechnet jetzt Freunde beim DLF findet, ist nur schwerlich zu begreifen. Dass die Rede von Sahra Wagenknecht nun der wirkliche Auslöser für Parteiaustritte sein soll, ist auch vom DLF nicht eindeutig bewiesen. Aber ein Verdacht dahin passt den regierungstreuen Medien in ihre »Kampagnen« der letzten Jahre. Hauptsache gegen Links und vornehmlich gegen Sahra Wagenknecht. Wobei ein Parteiaustritt wegen »Unterwanderung durch Neoliberale und NATO-Rechte« für viele der wahre Grund sein sollte. Als billige Kopie der Grünen, die mittlerweile besoffen vor »Nationaler Grösse und antirussischem Ressentiments« sind, wird es den Zersetzungsprozess beschleunigen. Aber ein Platz in der berühmt-berüchtigten »Politischen Mitte« wird auf immer verwehrt bleiben, weil »Links« nicht ins »Politische Bild der Konservativen und Neoliberalen« in diesem Lande und ihrer StammwählerInnen passt. Darüber sind natürlich die – auf dem Papier als Genossen geführten – Sozialdemokraten hocherfreut. Bis vielleicht deren Ende schneller kommt als von ihnen selbst vermutet.
  • Leserbrief von Bernd Jacoby aus Wiesbaden (14. Oktober 2022 um 07:47 Uhr)
    Das ist doch eine Schlagzeile wert und einen ersten Platz in den Radionachrichten um 07:30 Uhr – beim Deutschlandfunk (https://www.deutschlandfunk.de/hunderte-parteiaustritte-bei-der-linken-nach-wagenknechts-russland-rede-100.html)! Wer lanciert hier was für wen und für welchen Zweck? Der Fakt allein wird es wohl nicht sein …