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Aus: Ausgabe vom 12.06.2023, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Billige Erdbeeren

Eine Boykottpetition auf der Plattform Campact mit dem Namen »Edeka, Lidl & Co.: Kein Wasserraub für Erdbeeren«, die bislang von rund 182.000 Menschen unterschrieben wurde, wird in Spanien seit Tagen heftig diskutiert. In der Petition wird ein Verkaufsstopp von »Dürreerdbeeren« in deutschen Supermärkten gefordert. In einem Brief, der von keiner erkennbaren Gruppe oder Einzelperson auf der Plattform des Vereins Campact veröffentlicht wurde, wird davor gewarnt, dass das Weltnaturerbe Doñana in Spanien austrocknet, um »billige Erdbeeren für deutsche Supermärkte« zu bewässern. Tatsächlich wird Wasser aus dem größten Feuchtgebiet Europas in der Provinz Huelva illegal und in großem Stil für die Landwirtschaft genutzt. In dem Brief, den die Unterzeichnenden an die Supermärkte senden wollen, heißt es: »Ein Großteil der spanischen Erdbeeren wird nach Deutschland verkauft.«

Derzeit werden in Spanien Verträge für die Ernte von 2024 verhandelt. Die Provinz Huelva ist bei der Erdbeerproduktion in Europa führend und der größte Exporteur weltweit mit einem Gesamtumsatz von mehr als einer Milliarde Euro. Eine Parlamentariergruppe aus Deutschland wollte sich vor Ort ein Bild machen, aber die Reise wurde aufgrund der vorgezogenen Parlamentswahlen abgesagt.

Die Sozialdemokraten (PSOE) prangern die Rechtskonservativen (PP) an, dass diese illegale Brunnen in der Gegend legalisieren wollen. Doch das ist heuchlerisch: Der PSOE stellte jahrzehntelang die Regionalregierung in Andalusien und hat diese Entwicklung mitzuverantworten. Andererseits wird eine solche Legalisierung, einstweilen ein Wahlkampfversprechen, sicherlich von den spanischen Wasserbehörden, den sogenannten »Hydrographischen Konföderationen«, nachträglich untersagt werden, da Spanien bereits von der EU wegen genau dieses Vergehens bestraft wurde.

Der Bauernverband der Erdbeerenproduzenten Interfresa bedauerte die Entscheidung der deutschen Abgeordneten und versicherte, dass alle Erdbeeren, die nach Deutschland exportiert werden, das Zertifikat »Global GAP« vorweisen müssen. Diese Qualitätssicherung, die auf deutsch »weltweite gute landwirtschaftliche Praxis« bedeutet (GAP steht für Good Agricultural Practice), muss bestimmten Anforderungen genügen, einschließlich eines effizienten Wassermanagements. Die Bauern wollten den deutschen Vertretern zeigen, dass nur einige Produzenten das Wasser aus dem Naturschutzgebiet illegal nutzen. Ob dies zutrifft, konnte jW nicht überprüfen.

Der Umweltschutzverein Ecologistas en Acción hatte mit jW Wochen vor dem Boykott gesprochen und sich gegen eine solche Maßnahme ausgesprochen, da viele Menschen aus der Region von der Branche leben. (cn)

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