Granaten wässern
Von Gerd BedszentIn der DDR waren die zwischen 1968 und 1998 laufenden dänischen Gaunerkomödien um die Olsenbande Kult. Alle Filme beginnen damit, dass Bandenchef Egon (Ove Sprogøe) aus dem Gefängnis kommt und einen genial-verrückten Plan hat, der sie alle zu Millionären machen würde. Bandenmitglieder Kjeld (Poul Bundgaard) und Benny (Morten Grunwald) sind zunächst skeptisch, machen aber mit. Der todsichere Plan scheitert dann stets an absurden Kleinigkeiten, und Egon geht zurück ins Gefängnis, um dort den nächsten genial-verrückten Plan auszutüfteln. Die ostdeutsche Fangemeinde war schwer enttäuscht, als die Reihe eingestellt wurde. Gibt es nun aber eine neue Olsenbande, diesmal eine höchst reale? Scheint so.
Der mutmaßlich erste Streich ereignete sich am 4. Juni auf dem Gelände des polnischen Bahnhofs Wegliniec. Diebe brachen einen vom Militär bewachten Waggon auf und stahlen vier Kisten. Groß muss ihre Enttäuschung gewesen sein, als sie darin anstelle der vermuteten Goldbarren Granaten deutscher Fabrikation vorfanden, offensichtlich auf dem Weg nach Osten. Sie entsorgten – vermutlich angeekelt – die Kisten samt explosivem Inhalt in einem nahegelegenen Teich. Dort wurden sie einige Tage später von der Polizei sichergestellt. Sie hatte inzwischen drei verdächtige Personen inhaftiert. Den Kisten fehlte nichts. Ob die Granaten nach mehrtägigem Aufenthalt im Sumpfwasser noch funktionstüchtig sind, darf bezweifelt werden. Grund genug jedenfalls für einen Aufruf an die weltweit agierende antimilitaristische Bewegung, sich mit den inhaftierten Genossinnen und Genossen der neuen Olsenbande zu solidarisieren. Anbei der Vorschlag für eine mögliche Kampfparole: Granaten werden sehr verbessert, wenn man sie vorm Schießen wässert!
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