Zertretene Blüten
Mehrere historische Recherchen sind am Donnerstag abend in Köln mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet worden. Geehrt wurde etwa eine vom WDR entwickelte App und Website zu den 16.000 Stolpersteinen in Nordrhein-Westfalen. Mit den in den Boden eingelassenen Messingsteinen erinnert der Künstler Gunter Demnig an Menschen, die von den Nazis verfolgt wurden. Der WDR erzählt in seinem Angebot die Lebensgeschichten vieler dieser Opfer. Ebenfalls ausgezeichnet wurde ein »Scrollytelling« zu dem geschlossenen Jugendwerkhof Torgau in der DDR, das von der gleichnamigen Gedenkstätte selbst entwickelt wurde. Der Jugendwerkhof war ein Heim, in dem »auffällige« Kinder und Jugendliche untergebracht waren. Zudem wurde eine multimediale Dokumentation des NS-Dokumentationszentrums München über queeres Leben von 1900 bis 1950 ausgezeichnet. Die Onlineausstellung widmet sich der Vielfalt queeren Lebens in der Zeit des Kaiserreichs und der Weimarer Republik. So gab es in den 1920er Jahren allein in Berlin etwa 80 lesbische Bars und Treffs. Die blühenden Subkulturen wurden von den Nazis zerstört.
Als weitere herausragende Rechercheleistung würdigte die Jury die Podcastserie »Teurer Wohnen« vom RBB. Sie zeigt anhand eines Beispiels aus Berlin-Charlottenburg, wie intakte Häuser mit erschwinglichen Mietwohnungen abgerissen werden und an deren Stelle teure Eigentumswohnungen entstehen. Die Grimme Online Awards gelten als wichtigste Preise für Onlinepublizistik im deutschsprachigen Raum.(dpa/jW)
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