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Aus: Ausgabe vom 26.08.2023, Seite 16 / Aktion
50 Jahre Putsch in Chile

Vielfältiges Gedenken

Vernissage am 7. September in der jW-Maigalerie: »Das Wandbild der chilenischen Brigade ›Pablo Neruda‹ und seine Entstehung«
Von Kommunikation und Aktion
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Wir haben uns viel vorgenommen für die Veranstaltungsreihe der Tageszeitung junge Welt zum 50. Jahrestag des faschistischen Putsches in Chile. Ihren Höhepunkt findet sie mit dem – bereits ausverkauften – Konzert im Gedenken an Víctor Jara am 16. September. Doch damit nicht genug. Die kommende Ausstellung in der Berliner jW-Maigalerie »Das Wandbild der chilenischen Brigade ›Pablo Neruda‹ und seine Entstehung« präsentiert eine Auswahl seltener Kreide- und Bleistiftzeichnungen sowie einen verkleinerten Nachdruck des namensgebenden Wandbilds aus Chile, das im Original erstmals auf der Documenta 6, 1977 in Kassel vorgestellt wurde.

Wir laden unsere Leserinnen und Leser aus Berlin und Umland dazu ein, mit uns die Eröffnung dieser Ausstellung zu feiern. Für den 7. September um 19 Uhr werden Paz Guevara (Kuratorin des Hauses der Kulturen der Welt und Lehrbeauftragte Kunsthochschule Weißensee), Gerald Warnke (Chile-Solidaritätsbewegung der BRD) und Carlos Gomes (Kunstwissenschaftler, Autor des im jW-Verlag erschienenen Bandes »Chile 1973 – Wandbilder und Denkmäler aus der DDR und BRD«) bei der Vernissage erwartet. Sie sprechen über die Entstehung des Bildes, die Motivation hinter der Künstleraktion und die Bedeutung des Wandbildes für die Arbeit der Chile-Solidarität. Weitere Infos zur Ausstellungseröffnung und zu allen künftigen Veranstaltungen finden Sie unter https://www.jungewelt.de/chile.

Übrigens: Am vergangenen Donnerstag fand eine spannende Podiumsdiskussion von Rudolf Herz und Frank Schumann über die DDR-Rettungsaktionen für Antifaschistinnen und Antifaschisten aus Chile in der Maigalerie statt. 80 Zuhörerinnen und Zuhörer durften wir vor Ort empfangen. Rund 2.500 Zuschauerinnen und Zuschauer sahen sich außerdem den Livestream von zu Hause an. Wer die Diskussion verpasst hat, bekommt ab sofort die Gelegenheit, sie auf unserem Youtube-Kanal anzusehen – ebenso wie einen Großteil der anderen vergangenen Veranstaltungen aus unserer Reihe.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (29. August 2023 um 12:56 Uhr)
    Zur Erinnerung: Vor bald fünfzig Jahren, am 11. September 1973, ereignete sich ein einschneidender Moment in der Geschichte Chiles – der Putsch der chilenischen Streitkräfte unter der Führung von General Augusto Pinochet. Inmitten politischer Spannungen und ideologischer Differenzen wurde die demokratisch gewählte Regierung unter Präsident Salvador Allende gestürzt. Die tragischen Ereignisse jenes Tages haben nicht nur Chile, sondern auch die internationale Politik nachhaltig geprägt und bieten wertvolle Lehren für die heutige junge Generation.
    Die politische Atmosphäre zu dieser Zeit war von einer tiefen Spaltung in der chilenischen Gesellschaft geprägt. Präsident Allende, ein sozialistischer Politiker, hatte Reformen eingeführt, die die soziale Ungleichheit bekämpfen sollten. Allerdings führten diese Reformen auch zu wirtschaftlichen Unsicherheiten und Konflikten mit den USA sowie anderen imperialistisch tätigen Großkonzernen und Akteuren. Die USA spielten eine eindeutige Rolle, indem sie die chilenische Minderheitsopposition unterstützten und den wirtschaftlichen Druck auf Chile erhöhten, um die Regierung von Allende zu destabilisieren.
    Der 11. September 1973 markierte den Höhepunkt dieser Spannungen. Der Putsch fand statt, nachdem die chilenische Luftwaffe begonnen hatte, den Präsidentenpalast La Moneda zu bombardieren. Salvador Allende, der sich im Palast befand, entschied sich für den tragischen Schritt des Selbstmords, anstatt sich in die Hände der Putschisten zu begeben. Pinochet übernahm die Macht und etablierte eine brutale Militärdiktatur, die von Unterdrückung, Folter und politischer Verfolgung geprägt war.
    Die Ereignisse von 1973 sind eine Mahnung für die heutige Generation über die Gefahren von politischer Polarisierung, autoritären Regimen und ausländischer Einmischung. Die Rolle der USA in diesem Putsch ist ein Beispiel für die ethischen und politischen Dilemmata, die auftreten können, wenn mächtige Nationen in die Angelegenheiten anderer Länder eingreifen. Es erinnert uns daran, wie wichtig es ist, internationale Beziehungen auf Basis von Diplomatie, Respekt für die Souveränität und Verständnis für die lokalen Realitäten zu gestalten.
    Die Geschichte Chiles verdeutlicht auch die Notwendigkeit, politische Meinungsverschiedenheiten auf friedliche und demokratische Weise zu lösen. Die tragischen Folgen eines gewaltsamen Regimewechsels und die jahrzehntelange Suche nach Gerechtigkeit für die Opfer der Pinochet-Diktatur sind eine Erinnerung daran, dass politische Instabilität und Unterdrückung langanhaltende Narben hinterlassen können.
    Die heutige junge Generation hat die Möglichkeit, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und eine aktivere Rolle bei der Gestaltung einer gerechteren und demokratischeren Welt zu spielen. Indem sie sich für Menschenrechte, politische Teilhabe und internationale Kooperation einsetzen, können sie dazu beitragen, dass sich tragische Kapitel wie der 11. September 1973 nicht wiederholen.
    Die Geschichte Chiles ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie fragile Demokratien bedroht werden können und wie wichtig es ist, die grundlegenden Werte von Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde zu schützen. Möge die Erinnerung an diesen dunklen Tag dazu dienen, eine bessere Zukunft zu gestalten, in der autoritäre Gewalt und politische Unterdrückung keinen Platz mehr haben.

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