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Aus: Ausgabe vom 28.06.2004, Seite 8 / Aktion

Ami-Soldaten essen

vernetzen 2.0 - Autoren. Heute: Sexton Ming, London

Weil ich mit einer Amerikanerin verheiratet bin, fahre ich oft in die Vereinigten Staaten. Jedenfalls alle zwei oder drei Jahre. So oft wie Cousinen, Brüder oder alte Freundinnen meiner Frau heiraten und Kinder kriegen. Bei der Einreise werde ich gefragt, ob ich Kommunist bin oder etwas mit kommunistischen Vereinigungen zu tun habe. Eigentlich würde ich gerne sagen: »Ja, ihr blöden Bush-Wähler, mein Freund Randos der Bulle und ich tauchen oft in der jungen Welt auf, und wenn unser Deutsch ein bißchen besser wäre, dann würden wir sie sogar regelmäßig lesen.« Das sage ich aber nicht, denn ich will ja reingelassen werden. Wer sitzt schon gerne zehn Stunden ohne rauchen zu dürfen in einem Flugzeug, nur um gleich mit dem nächsten Flugzeug wieder zurückgeschickt zu werden? Das würde auch viel zu viel kosten. Von dem Geld, das ich mit meinen Kurzgeschichten in der jungen Welt verdiene, kann ich das nicht bezahlen. Also sage ich ganz brav oder vielleicht auch etwas unterwanderisch: »Nö, wieso?« Und dann lassen sie mich rein. Und das ist auch gut so, denn ich habe was Wichtiges vor. Ich gehe in den ersten Laden und kaufe mir eine schöne große Tüte »Gummi Army Guys«. Das sind Gummibärchen, bloß daß es eben Soldaten sind. Nämlich amerikanische Soldaten, und von denen esse ich so viel, bis mir schlecht wird. Meine Freunde zu Hause in London und natürlich alle meine Freunde und Leser von der jungen Welt können auf meiner Website ein Bild davon sehen. Und natürlich meine Geschichten auf Deutsch und auf Englisch lesen.

* www.sextonming.co.uk

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