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Aus: Ausgabe vom 23.09.2023, Seite 10 / Feuilleton

Der Fremde im Dorf

Der Essay »Fremder im Dorf« (Stranger in the Village) von James Baldwin ist Ausgangspunkt für eine Ausstellung über Rassismus im Aargauer Kunsthaus in der Schweiz. In einem virtuellen Dialog mit dem berühmten Text setzen sich 40 zeitgenössische Künstlerinnen und Künstlern mit Themen wie Zugehörigkeit und Ausgrenzung auseinander.

Der Text ist Teil von Baldwins 1955 erschienenen berühmten Essaysammlung »Notes of a Native Son« (Von einem Sohn dieses Landes). Baldwin verbrachte 1951 mehrere Monate in dem Schweizer Bergdorf Leukerbad. Fast genau 100 Jahre nach dem Geburtstag des am 24. August 1924 geborenen Autors zeigt das Museum in Aarau zwischen Basel und Zürich, wie aktuell der 70 Jahre alte Text heute noch ist.

Baldwin verarbeitet die Erfahrungen in seinem zur Standardlektüre gewordenen Essay mit Betrachtungen über die Kolonialgeschichte und die Sklaverei in den USA. Er entlarvt den Versuch der weißen Amerikaner, ihre Privilegien und die Folgen von Jahrhunderten mit Rassismus und Diskriminierung zu ignorieren. »Diese Welt ist nicht mehr weiß, und sie wird nie wieder weiß sein«, schließt er.

Der Schweizer Künstler James Bantone zeigt in der Ausstellung seine Installation Child’s Play mit Kinderkörpern, die er verstörend verändert hat. In Neoprenanzüge gesteckt, ohne Haut und Gesicht und übersät von Sicherheitsnadeln thematisiert er damit eigene Rassismus-Erfahrungen. »Die Abwertung des/der ›Anderen‹ oder das sogenannte Othering findet innerhalb eines Machtverhältnisses statt, wobei das ›Eigene‹ (Aussehen, Kultur, Verhaltensweise) als Norm gilt und das konstruierte ›Andere‹ als fremd und minderwertig empfunden wird«, schreibt das Museum dazu. (dpa/jW)

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